FORÊT D’EXPÉRIMENTATION
FORÊT D’EXPÉRIMENTATION – der Name eines Ortes, ein Titel und eine Absichtserklärung. Der erste Schritt in diesen Wald stellt sich als schwarzweißer Schattenriss dar, Äste vor dem Hintergrund der Wolken, die rasch über den Himmel ziehen, dazu ein modulierender Sound, der Naturgeräusche aufnimmt und weiterspinnt. Ein Bild, das in seiner ästhetischen Überhöhung bekannte Referenzen der Landschaftsmalerei oder -fotografie ebenso wie des Genrekinos aufnimmt.
Doch schon dringt man weiter in den Wald ein, das visuelle und tonale Register ändert sich, der Blick nähert sich immer mehr den vorzivilisatorischen Elementen der Landschaft, der Vegetation, dem Wasser, dem Getier. Die Aufmerksamkeit richtet sich auf Details, den Rhythmus, auf subtile oder auch überraschende Veränderungen und Bewegungen. Das Enigmatische der Natur rückt in den Vordergrund und man ist gefangen von der formalen Schönheit, von Bildern, die in ihrer visuellen Verfremdung und dem Spiel mit unterschiedlichen Größenverhältnissen erst entschlüsselt werden müssen.
Im Modus einer faszinierten und gleichzeitig forschenden Wahrnehmung wird die Grenze zwischen Natur und Landschaft, tradierten Darstellungsformen und dem spielerischen Experiment, dem Abstrakten und dem Figurativen verhandelt. Aus der Bearbeitung eines bekannten visuellen und tonalen Alphabets entsteht so eine ganz eigene, eigenwillige filmische Erfahrung.
Der Blick bleibt in Bewegung, ständig gibt es etwas Neues zu sehen, zu hören, zu entdecken. Am Ende schließt sich der Kreis mit einer Ansicht, die wieder einem klassischen Gemälde oder einem Spielfilm entlehnt sein könnte. Unterschiedliche Ebenen der Wahrnehmung überlagern sich, durchdringen und beeinflussen einander. Das Experiment liegt in der Suche nach einer Form der Darstellung und auch der Anschauung – von der Landschaft zur Natur und wieder zurück.
(Barbara Pichler)
FORÊT D’EXPÉRIMENTATION
2012
Österreich, Kanada
22 min