Funny Games Ghost
Haneke revisited. Synchron übereinandergelegte Szenen aus dem Film Funny Games und dessen deckungsgleichem US-Zwilling weisen den Schocker als formales Gefängnis aus: Eingeengt im peniblen Ordnungsregime des Regisseurs, wird es für die gespiegelten Protagonist/innen auch dieses Mal kein Entkommen geben. Wir beobachten ihren Weg ins nunmehr gedoppelte Grauen. Aus Thrill wird Analyse und eine Reflexion des Filmhandwerks an sich.
Ein Profi unter sich. Michael Haneke schickt Zwillinge ins Rennen – und misst sich mit sich selbst. „Funny Games“, so der Name der beiden, verhalten sich so ähnlich, dass der Ausgang des Rennens ein im Vorhinein entschiedenes Unentschieden ist. Doch gerade die Absehbarkeit von Verlauf und Ausgang ist es, was jede kleinste Abweichung zum Aha-Erlebnis macht. Stefan Hafner und Karin Hammer arrangieren den Vergleich zwischen Hanekes Zwillingsfilmen im Stil einer Skiwettkampf-Videoanalyse: als Überblendung von zwei exakt auf den Streckenverlauf – in diesem Fall einem äußerst präzisen Drehbuch – zugeschnittenen Bewegungsabläufen. Sie versetzen einen ins Staunen darüber, wie wenig Spielraum den Spielern in einem derart penibel vorgezeichneten Rahmen bleibt. Und überraschen mit dem „Rest“, der aus diesem Rahmen herausbricht und in der Abweichung sein geisterhaftes, zugleich aber auch unbeschneidbar menschliches Eigenleben entfaltet.
(Robert Buchschwenter)
Funny Games Ghost
2012
Österreich
10 min