Tante Elfi bastelt. Der Kolibri
Es wird nicht das, was der Titel erwarten lässt. Der Schauplatz von Tante Elfi bastelt. Der Kolibri ist ein Keller, in dem ein Holzofen steht. Gleich ab der ersten Sekunde spricht eine junge Frau in die Kamera und wird bis zuletzt nicht mehr aufhören, in einer dialektal gefärbten, sehr hausbackenen Sprache das Publikum zu unterhalten.
Der Gegensatz zwischen der jungen, zierlichen Frau und dem, was sie sagt, ist aber nur der erste Überraschungseffekt. Mindestens genauso überraschend ist die Geschichte, die Lia Juresch und ihre Protagonistin Clara Wannerer dem Publikum auftischt. Sich immer direkt an die Kamera wendend, erzählt sie, dass sie das Geräusch eines umgefallenen Besens dazu bewegt hat, in den Keller zu gehen. Beim Holz nachlegen sei ihr dann aufgefallen, dass das Abzugsrohr des Ofens langsam aus seiner Halterung rutscht.
So viel zu dem skurrilen Beginn der Geschichte, die die Performerin in der Manier einer Alleinunterhalterin weiterspinnt. Zum Teil abgesprochen, zum Teil improvisiert, wird die banale Alltagssituation insofern immer absurder, als dass die Protagonistin einen Hausbrand befürchtet und deswegen eine Eisenstange an das lose Ofenrohr drückt.
Man denkt an Karl Valentin, wenn sie so zur Gefangenen der Situation wird und während des Wartens auf Hilfe auch noch von einem Papier-Kolibri und ihrer Bastelsendung erzählt.
Lia Juresch bleibt mit der Kamera währenddessen immer nah dran an der Protagonistin, deren Sprache so wirkt, als hätte sie sämtliche Sätze und Floskeln weiblicher Verwandter in sich vereint. Zusammengenommen ergeben diese nur allzu bekannten, überwiegend peinlich berührenden Sätze als Grundlage der ungewöhnlichen Alltagsgeschichte ein ziemlich komisches Bild, das hier eine der nach wie vor raren weiblichen Comedians zur Aufführung bringt.
(Christa Benzer)
Das Ofnreadl
"Waun si des Ofnreadl owalöst, jo daun gibts an Wohnungsbraund." Dies stellt Tante Elfi, gespielt von Clara Wannerer fest, als sie in den Heizungskeller kommt. Dort sitzt sie nun fest, obwohl sie doch eigentlich mit den anderen basteln wollte. Ein sehr unerwarteter Schauplatz, wenn man den Titel des Filmes bedenkt. Doch auch den Inhalt würde man nicht vermuten. Statt gebastelt, wird um Hilfe gerufen und ein Hausbrand verhindert.
Tante Elfi ist alleine und doch redet sie absurderweise direkt in die sie begleitende Kamera hinein und kommentiert ihr Tun, ihr Vorhaben und schildert ihr eigentliches Bastelvorhaben. Zwischendurch scheint sie zu vergessen, in welch verzwickter Lage sie steckt, bis die Panik allzu plötzlich wieder aus ihr herausbricht. Grotesk ist ihr mütterliches Auftreten und ihre dialektale Sprache, bestehend aus Floskeln die man von Großmüttern kenn im Kontrast zu ihrem zierlichen und jugendlichen Aussehen. Der Schluss ist schleppend, hätte es doch zu Ende sein können, als Tante Elfi losstürmt, um Hilfe zu holen.
Der Kolibri ist eine Folge der Serie Tante Elfi bastelt, die Lia Juresch seit 1999 in Zusammenarbeit mit Clara Wannerer produziert. Ob die vorangegangenen Folgen sehenswert sind, ist nicht feststellbar, da sie weder auf einem Festival der Öffentlichkeit präsentiert wurden, noch im Web auffindbar sind. Juresch bezeichnet die Serie als eine Art Spielerei oder Zeitvertreib, die als tatsächliche Bastelserie begonnen hat und sich erst mit den Jahren zu einer Slapstick Komödie entwickelt hat.
Ein Drehbuch gibt es nie, immer nur eine ungefähre Idee. Alles entwickelt sich während dem Drehen und wird improvisiert. Neue Ideen oder kurze Lachanfälle müssen mit Hilfe einer Unterbrechung und einem Schnitt zu einem Stilleben in das Gesamtwerk eingenäht werden. Diese Einblendungen kann man als störenden und hässlichen Nebeneffekt bezeichnen, ist jedoch unumgänglich bei Juresch´s Arbeitsweisen. Der Kolibri ist ein Mix aus absurdem Theater und spontaner konfuser Performance, spritzig und erheiternd.
(Julia Zisser, In: PASSAGEN, 2013)
Lautes Poltern lockt eine junge Frau in den Heizungskeller, wo sie sich in eine ausweglose Zwickmühle manövriert. In einer Mischung aus Slapstick, Filmminiatur und Absurdem Theater kämpft sie ungebremst redend gegen ihre Misslage an – zunehmend verzweifelt und mit tief dialektaler Sprachfärbung. Das alles, obwohl sie doch eigentlich basteln wollte: Papier-Kolibris, die witzigen mit den langen Schnäbeln! Anarchisch wunderbar.
Todesfalle Haushalt: Von lautem Poltern aufgeschreckt begibt sich eine junge Frau in den Heizungskeller. „Waun si des Ofnreadl owalöst, jo daun gibts an Wohnungsbraund“, stellt sie entsetzt fest. Flugs wird das Heizungsrohr mit Eisenstange und Eigenkraft gestützt. In bewährter Slapstickmanier scheint Tante Elfi damit in eine ausweglose Zwickmühle befördert. Verzweifelt quasselt sie dennoch weiter: von Papierkolibris, die sie gerade basteln sollte (die witzigen mit den langen Schnäbeln); vom nicht tropfenden Spezial-Uhu; vom Spaß, den sich die anderen „oben“ in ihrer Abwesenheit vermutlich machen. Mehr und mehr verkommt die Geschichte zum absurden Theater: sinnfrei, ausweglos, existenziell. Eine anarchische, rasend skurrile Filmminiatur.
(Katalogtext Diagonale 2013)
Tante Elfi bastelt. Der Kolibri
2012
Österreich
15 min