Emma’s Dilemma
"In Amerika… in den späten 1990er Jahren”, stellt der Dichter Charles Bernstein am Anfang des Films fest, “ist die Perspektive der Kultur aus der Sicht eines 12-jährigen Mädchens. Das ist Emmas Situation, Emmas Dilemma.” Emma wurde als Bernsteins Tochter in die Kreise der New Yorker Avantgarde von Dichtung, Kunst, Theater und Film gestossen. Trotzdem bevorzugte sie, sich mit Nirvana und Parker Posey zu identifizieren. In 1997, als Emma zwölf Jahre alt war, wurde sie vom experimentellen Filmemacher Henry Hills angeworben, um Interviews mit seinen Kollegen, darunter ihre Mutter und ihr Vater, zu führen. In den nächsten fünf Jahren machte Hills Aufnahmen von Emmas Begegnungen mit Jackson Mac Low, Ken Jacobs, Kenneth Goldsmith, Roberto Juarez, Susan Howe, Keith Sanborn, Cheryl Donegan, Julie Patton, Carolee Schneemann, Lee Ann Brown und Sally Silvers. Gleichzeitig ein Blick auf den Freundeskreis von Hills durch Emmas sich rasch wandelnde Teenageraugen und gleichzeitig ein Blick auf Emma durch die Augen von Hills, öffnet dieses Doppelporträt sichtbar widersprüchliche Perspektiven.
Die Kollision von Generationen ist durch abrupten Wechsel zwischen Dokumentar- und strukturalistischen Modi des Filmemachens abgestimmt. Passagen mit Handkamera , die Emma und ihre Interviewpartner mit scheinbarer Direktheit und Unmittelbarkeit darstellen, werden durch Passagen, in denen Schnittprozesse im Vordergrund sind, unterbrochen. Das Bild bricht regelmäßig in ein Mosaik von digitalen Pixeln. Worte und Gesten sind fragmentiert und geloopt, wodurch stotternde klangliche und visuelle Rhythmen geschaffen werden, die einen momentanen Fehler in der Kommunikation andeuten.
Wir treffen Emma in ihrem Schlafzimmer, zugekleistert die Wände bis zur Decke mit aus Zeitschriften gerissen Bildern von Indie Starlets und Musikern. Sie wird inspiriert von MTV und Andy Warhol, nach denen sie in den Interviews fragt, woraufhin sie Reaktionen über die Gefahren der Werbung, Ruhm und Geld bekommt. Emma lehnt scharfe Unterscheidungen zwischen Massen-Unterhaltung und kritischer Kunstpraxis ab, und scheint zu wollen, dass sie nebeneinander bestehen, wie auf ihren Schlafzimmerwänden.
Eine lebendige Darstellung der weiblichen Teenagererfahrungen in all ihrer Komplexität, Emma´s Dilemma zwingt nicht ein narratives Ende auf die Dilemmata des Erwachsenwerdens. So wie Emma eindringlich in einem ihrer Interviews feststellt: "Ich mag nicht einen Film mit einem Plan, denn mein Leben hat keinen Plan." (Antonia Pocock)
Translation: Martina Kudláček
Emma’s Dilemma
1997 - 2012
USA, Österreich
82 min