Hände zum Himmel

Hände zum Himmel

Der Schatten einer Gondel gleitet gemächlich über Baumwipfel und Waldboden. Darin sitzen eng zusammengedrängt ein österreichisches und ein deutsches Ehepaar. Man unterhält sich, findet jedoch weder kulturell noch geografisch zueinander, und die einzige Gemeinsamkeit bleibt die Teilnahme an der alljährlich zelebrierten Fanveranstaltung – Konzert plus Bergmesse in den Kitzbühler Bergen – des österreichischen Schlagerstars Hansi Hinterseer.

Putzer und van Baaren beobachten diese Pilgerfahrt aus nächster Nähe und doch distanziert, versuchen, der (in doppeltem Sinne) Bewegung zu folgen, das gemeinschaftsstiftende Gefühl sowie die Faszination Hinterseers zu begreifen, der in seiner Fangemeinde jung und alt zu vereinen vermag. Heimatidylle und Naturverbundenheit, Religiosität ein Heilsversprechen inklusive, das an Wellness-light erinnert, sind die Eckpunkte, zwischen denen sich die Symbolik der Inszenierung aufspannt. In eng kadrierten Kameraeinstellungen oder Bildern von Menschenmassen, die ameisengleich die vom Wintersport kahlen Berghänge bevölkern, offenbart sich das Klaustrophobische daran, die Enge dieses ideologischen Rahmens.

`Das Hörbare verleiht dem visuell Unzugänglichen eine spezifische Präsenz,´ meint Gilles Deleuze zum Kontinuum von Bild und Ton im `Hors-champ´. Und so zeugt diese dokumentarische Miniatur auch von der Macht des Akusmatischen, wenn sie sich dem Höhepunkt der Pilgerwanderung hauptsächlich über die Tonspur annähert, über Gespräche, Geräusche, Musik und Stimmen, die im `On´ wie im `Off´ vom Erwarten einer Erscheinung künden. Ein Einpeitscher baut Suspense auf, und dann ist er da, `der Hansi´, und nur ganz kurz im Bild. Seine Stimme bleibt jedoch präsent, und bei der abschließenden, ebenfalls im `Off´ stattfindenden Predigt des Militärpfarrers wird klar, dass in dieser Inszenierung letztendlich nur einer der Star sein kann. (Claudia Slanar)

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Unter wolkenlosem Himmel lädt Hansi Hinterseer zur gemeinschaftlichen Bergmesse ins Idyll des Kitzbüheler Hahnenkamms. Beobachtend – nicht wertend – pilgert die Kamera mit, wartet geduldig inmitten des Fan-Trosses auf die heiß geliebte Ski- und Schlagerlegende. Irgendwann erscheint er tatsächlich, der Hansi: singt, betet, eint. Ein Film über eine Bewegung, physisch und psychisch. (prod-note)
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Der Schatten einer Seilbahn über Baumwipfeln. In Gemeinschaft geht es mit der Gondel hinauf auf den Hahnenkamm. Vom malerischen Naturraum ist dort nur mehr wenig zu erkennen: Hansi Hinterseer hat zur Bergmesse geladen und der enthusiasmierte Fantross ist der Einladung gefolgt. Inmitten des folkloristischen Massentrubels scheint die Kamera einsam und verloren, gemächlich beobachtend bricht sie sich Bahn. Derweilen wird die treue Pilgerschaft über Lautsprecher auf das, was da kommen mag, vorbereitet. Und irgendwann erscheint er tatsächlich, der Hansi: singt, betet, eint. (Katalog Diagonale 2013)

Orig. Titel
Hände zum Himmel
Jahr
2013
Land
Österreich
Länge
18 min
Kategorie
Dokumentarfilm
Orig. Sprache
Deutsch
Untertitel
Englisch
Downloads
Credits
Regie
Matthias van Baaren, Ulrike Putzer
Drehbuch
Ulrike Putzer, Matthias van Baaren
Kamera
Ulrike Putzer, Matthias van Baaren
Schnitt
Ulrike Putzer
Ton
Matthias van Baaren, Ulrike Putzer
Schnitt
Matthias van Baaren
Produktion
Matthias von Baaren Filmproduktion
Mit Unterstützung von
Golden Girls Filmproduktion, F&MA, Gebhardt Productions
Verfügbare Formate
DCP 2K flat
Bildformat
1:1,85
Tonformat
Dolby 5.1.
Bildfrequenz
25 fps
Farbformat
Farbe
Festivals (Auswahl)
2013
Graz - Diagonale, Festival des österreichischen Films
Oberhausen - Int. Kurzfilmtage
Winterthur - Kurzfilmtage
Kassel - Dokumentarfilm- & Videofest
Wiesbaden - exground on screen
2014
Nijmegen - Go Short Film Festival
Hamburg - Int. Kurzfilm-Festival & No Budget
Ljubljana LIFFE– Int. Film Festival