NEC SPE, NEC METU
NEC SPE, NEC METU
Nach Gutes Ende und Ich auch, auch, ich auch ist NEC SPE, NEC METU der dritte Film, in dem Friedl vom Gröller die Besuche bei ihrer Mutter im Pflegeheim festhält. Dabei beschreibt jeder der drei – im Abschnitt von ca. 1 Jahr publizierten – Filme eine Eskalation auf dem Weg in das Nichts, in den Tod: wie das Leben der Mutter ergreift auch den Film selbst eine unwillkürliche Bewegung, die sich in der Form einer Spirale beschleunigt und auf ein Ende zusteuert.
In NEC SPE, NEC METU sehen wir die Mutter immer sitzend und wir sehen immer nur ihren Kopf oder ihren Oberkörper. Sie isst, sie spricht, sie sieht durch andere hindurch, sie kaut verloren und vergessen, sie sinkt schlafend in sich zusammen. Der Film ist stumm: die Expressivität ihres Gesichts sagt viel. Die Augen sind groß, sie sind sich dessen, was sie sehen, nicht sicher. Der Hals, der das Gesicht trägt, ist reine Struktur, nur noch Haut bedeckt das Skelett, wie Rinde die Wurzeln eines tausendjährigen Baums, die aus der Erde erodiert sind. Der Vater sitzt unbewegt an einem Tisch, die Kamera fließt an seinem starren Blick hinab und über den Tisch hinweg. Alles weist hinunter, auf den Boden, in jene Erde, das Ende wird der Anfang sein. Der Kinderarm ragt waagrecht in das Bild und bewegt sich (wieder) unwillkürlich, verstellt den Blick auf einen im Bett liegenden, schlafenden Mann – hebt ihn nicht auf, ist vielleicht sein Kontrapunkt. Lichtfetzen durchkreuzen das Bild, aus dem Köpfe auf- und auch wieder abtauchen wie Geister oder Abstraktionen. Die Kamera ist das Zentrum der Instabilität, manchmal erschüttert sie ein plötzliches Rucken oder Zucken.
Der letzte Kopf im Bild ist der einer griechischen Statue: hier kommt kurz alles zum Stillstand. Die Hälfte des Gesichts liegt im Schatten, die andere im Licht. NEC SPE, NEC METU: dieses Gesicht ist ungerührt und unberührt von den – unwillkürlichen – Mechaniken des Lebens, denen wir ausgesetzt sind, es ist erhaben, schön. Wenn auch nur für einen Augenblick.
(Sylvia Szely)