Antiphon
Antiphon
Im Jahr 1960 gab es eine denkwürdige Filmpremiere in Wien. Der Filmemacher Peter Kubelka präsentierte eine kinematografische Arbeit mit dem Titel Arnulf Rainer, eine bahnbrechende, wahnwitzige, radikale und bis dahin ungekannte Form filmischer Verdichtung. Das Kino als Alpha und Omega, als Beginn und Ende, eine Weltschöpfung aus den Grundelementen Hell und Dunkel, Ton und Stille. Sechseinhalb Minuten, Schwarz und Weiß. Positiv und Negativ, Geräusch und Stille in reiner filmischer Komposition, in metrischer Gestaltung.
Jetzt, mehr als 50 Jahre später kehrt Peter Kubelka noch einmal zu seinem legendären Film zurück, um ihn in Umkehrung neu zu erfinden. Ein Re-Make im eigentlichen Wortsinn, aus Hell wird Dunkel, aus Ton Stille, im umgekehrten Rhythmus. Antiphon, so nennt er dieses Gegenstück, diese Ergänzung, diese Überschneidung zu Arnulf Rainer.
(VIENNALE 2012)
Ich wollte mein Lebenswerk mit einem Monument für den Film beschließen, das sich von der digitalen Kultur fernhält. Ich wollte weg vom darstellenden Bild – und auch von der Farbe, die ich ebenso als Darstellungsform begriff. Zudem spürte ich Ekel vor einer mit Werbebildermüll überdeckten Welt, die sich bei ständiger Hintergrundmusik ereignet. Dieser Bild- und Tonmasse wollte ich nichts mehr hinzufügen. So entstand die Idee des Antiphon: Alle schwarzen Kader in Arnulf Rainer sollten weiß werden, alle weißen schwarz. Jeder Ton sollte schweigen, das Schweigen sollte klingen.
(Peter Kubelka im Gespräch mit Stefan Grissemann, Katalog VIENNALE 2012)
Antiphon kann nur in Kombination mit Arnulf Rainer gezeigt werden!
(= Monument Film)
(Peter Kubelka)
Antiphon
2012
Österreich
6 min 24 sek