Optical Sound
Optical Sound ist eine klassische Found-Footage-Arbeit, die aus hunderten von Fragmenten von 35mm-Vorspannmaterial besteht. Diese Einzähler, die sich am Anfang jeder Vorführkopie befinden, werden üblicherweise dem Publikum vorenthalten. Für die ZuschauerInnen ebenfalls nicht sichtbar befindet sich bei 35mm-Filmstreifen am linken Rand eine schmale, vertikale Lichttonspur. Dabei handelt es sich um schwarze, symmetrisch-wellenförmige Grafiken auf transparentem Grund. Mittels eines speziellen Tonabnehmers werden diese visuellen Informationen im Kino wieder in Klangereignisse zurück übersetzt. Optical Sound ist eine Hommage an eben diesen Lichtton; die Tonspur wurde in den sichtbaren Bereich verlegt, wodurch zeitgleich zu sehen ist, was es zu hören gibt. Der übliche Produktionsprozess, bei dem Bildsequenzen mit Musik untermalt werden, wurde umgedreht: als Dominante fungierte der Ton, das Licht folgte. Die beiden Filmemacher luden den Musiker Siegfried Friedrich ein, mit dem akustischen Material ihres umfangreichen Vorspannarchivs zu arbeiten. Als Kompositionsgrundlage diente ihm dabei ausschliesslich der Sound, die dazugehörigen Bilder sind die mehr oder minder zufällige Beigabe. Die Bearbeitung beschränkte sich allein auf die Montage, weder die Bilder, noch die Klänge und deren Koppelung wurden manipuliert. Siegfried Friedrich collagieret aus Signaltönen wie Rauschen und Piepsen, so wie durch Abnutzung und mechanischer Einwirkung auf der Tonspur entstandene Störgeräusche, einen rasanten, dadaistischen Soundtrack. Besonders eindringlich sind dabei Klangpartikel einer fröhlichen Mädchenstimme, welche wiederholt unverständliche Botschaften an das Publikum richtet. Das Staccato schlägt sich gleichfalls auf der Bildebene nieder; Zahlen, Buchstaben, Testbilder sowie zerkratzte und verstaubte Farbfelder folgen rasch wechselnd aufeinander. In Zeiten, in denen das Kino endgültig digital geworden ist und das Lichtton-Verfahren der Geschichte angehört, lassen Groen und Neubacher das analoge Filmmaterial nochmals aufleben. Licht und Ton - die Grundessenzen des Kinos - werden in dieser zeitlosen, lyrischen Collage abgefeiert. (Norbert Pfaffenbichler) Am Anfang steht die Musik. Die Komposition führt Regie und zeichnet den Lichtton in das Bild. Dem Lichtton folgen abstrakte Bilder, die die Musik nachzeichnen und visualisieren. Der Ton als Bild im Kopf. Das Ausgangsmaterial sind Vor- und Nachspänne von Kinofilmen, die zum Bild und Tontest von Projektoren verwendet werden. (Elke Groen) Directors statement: Optical Sound ist eine Hommage an den Lichtton. Die Regisseure treten in den Hintergrund, der Komponist an den Anfang des Films. Die Hierarchie wird unterbrochen, die Musik steht an erster Stelle. Der Komponist erhält Rohmaterial aus abstrakten Tönen und er kreiert daraus einen Rhythmus bestehend aus Rauschen, Kratzern und Stimmen - Fragmente von Start und Endbändern. Erst jetzt fügt sich das Originalbild zur vorhanden Komposition. Teile, bei denen die Dominanz des Bildes den Ton zurückdrängt, werden ausgeschlossen. Der Rhythmus der Komposition hat sich in das Bild geschrieben. (Elke Groen & Christian Neubacher)
Optical Sound
2014
Österreich
12 min