Holz einräumen

Ein Sohn fährt zu seinem Vater aufs Land, um beim Holz einräumen zu helfen. Während der Arbeit ist eine große Distanz zwischen ihnen spürbar, die im Laufe der vielen Jahre zur Gewohnheit geworden ist. Als der Sohn später den Bus zurück nach verpasst, müssen sie den Abend miteinander verbringen. (Produktionsnotiz)

Getragen von prägnanter Bildsprache und exakter Dramaturgie verdichten sich in Holz einräumen Teilaspekte generationsbedingter Diskrepanzen zu einer präzisen Inszenierung und Figurenstudie: Ein in Wien lebender Student besucht seinen Vater, um ihm beim Einräumen der alljährlichen Holzlieferung zu helfen. Zuerst präsentiert ihm dieser stolz die neue Heizungsanlage im Keller des Hauses. Dann werden zig Meter Holz von der Ladefläche eines LKWs abgeladen. Scheit für Scheit müssen sie im Holzkeller geschlichtet werden.
Ohne sich gegen das festgefahrene, scheinbar unabänderliche Familiengefüge aufzulehnen, folgt der Sohn den Anweisungen seines Vaters. Die Chance, sich während einer Arbeitspause ausgiebiger zu unterhalten, bleibt ungenützt; die Dialoge sind trotz des spürbaren Bemühens oberflächlich und trivial. Ehrliches Interesse am Gegenüber tritt kaum zutage, implizieren das unablässige Lamentieren des Vaters und dessen selbstbezogener Hilfeschrei nach Unterstützung doch einiges an Geringschätzung für das Studienleben und die Bedürfnisse seines Sohnes. Obwohl diese Rollenbilder zwischenzeitlich etwas zu kippen scheinen, ist die Kollision zweier unterschiedlicher Wertesysteme zu jeder Zeit unverkennbar.
Die scharfe Figurenzeichnung des gehorsamen, zuweilen indifferenten Sohnes und des ihn vereinnahmenden Vaters übersetzt sich in eine schlichte und pointierte Formensprache. Mithilfe von geringer Schnittfrequenz und des hartnäckigen Verharrens in langen Einstellungen gibt Holz einräumen seine Atmosphäre der Beschwerlichkeit und Resignation auch visuell wieder. Den letzten Bus verpasst, muss der Sohn schlussendlich im elterlichen Haus übernachten. Er legt sich früh schlafen. Sein Vater hingegen kehrt zur Routine des Alltags zurück und bringt noch eine Weile vor dem Fernseher zu. (Matthias K. Heschl)

Orig. Titel
Holz einräumen
Jahr
2014
Land
Österreich
Länge
17 min
Kategorie
Kurzspielfilm
Orig. Sprache
Deutsch
Untertitel
Englisch
Downloads
Credits
Regie
Simon Spitzer
Drehbuch
Simon Spitzer
Kamera
Serafin Spitzer
Kameraassistenz
Christian Flatzek, Bernhard Roschitz, Gabriel Krajanek
Ton
Gerd Jochum
Schnitt
Roland Stöttinger
Sound Design
Simon Spitzer, Gerd Jochum
Dramaturgische Beratung
Kathrin Resetarits
Darsteller*in
Max Stern, Arthur Klammer, Franz Scheidl
Ausstattung
Winnie Küchl, Johanna Ralser
Licht
Marie-Therese Zumtobel, Gabriel Krajanek
Produzent*in
Johannes Schmidt
Produktionsassistenz
Catrin Freundlinger
Regieassistenz
Wolf-Maximilian Liebich
Mit Unterstützung von
cash for culture, Wien Kultur, Land Kärnten
Verfügbare Formate
DCP 2K flat (Distributionskopie)
Bildformat
16:9
Tonformat
Stereo
Bildfrequenz
25 fps
Farbformat
Farbe
Digital File (prores, h264) (Distributionskopie)
Festivals (Auswahl)
2014
Hamburg - Int. Kurzfilm-Festival & No Budget
Viennale - Vienna Int. Film Festival
Wels - YOUKI Youth Media Festival
2015
Wr. Neustadt - Frontale Kurzfilmfestival
Stuttgart - Filmwinter, Expanded Media Festival
Beirut - NDU International Film Festival
Busan - Intern Short Film Festival
2016
Tallinn - Sleepwalker Festival / Black Nights Film Festival (Winner Sleepwalkers Student Competition)
Bamberg - Kurzfilmtage
Nordringa - Hogakusten Film Festival