Theresia
Am Beginn der Avantgardefilmgeschichte stehen Maler wie Viking Eggeling und Hans Richter, die ihre abstrakten Bildkompositionen um den Faktor Zeit erweitert haben. Thomas Steiners Arbeit knüpft an diese Tradition an, in dem er seine Malerei in Bewegung versetzt, wobei er zeitgemäße digitale Verfahren nutzt.
Die farblose Anfangssequenz ist eine Fotoanimation, die den ovalen Innenraum der titelgebenden Kirche St. Theresia des Architekten Rudolf Schwarz in Linz nachzeichnet. Steiner fotografierte diesen imposanten Sakralraum aus den früher 1960er Jahren seriell ab, um die Bilder anschließend am Computer zu überarbeiten.
In einem ersten Arbeitsschritt animierte er die Fotoserie und überblendete diese mehrfach. Anschließend wurde die Sequenz von ihm Bild für Bild manuell mit einem Werkzeug bearbeitet, welches die Eigenschaften von Ölfarbe simuliert, die mit einer Spachtel verwischt werden kann. Aus den perspektifischen Architekturaufnahmen entstanden so flächige Farbfelder, wobei die spezifische Farbigkeit des spätmodernen Kirchenraums erhalten blieb: das Rot der Ziegel, das Grau des Granitfußbodens und das Blau der Decke.
Die Ergebnisse seiner Bildmanipulationen präsentiert er in einer Bild-im-Bild-Komposition. Die schwarz-weiße Hintergrundanimation fließt kontinuierlich in der Horizontalen, während die farbige Sequenz im vorderen Bildfenster sich erst vertikal bewegt und später zu rotieren beginnt. Der Bilderstrom erfährt ab der Mitte des Videos zusätzlich eine Steigerung, indem das innere Rechteck zu zittern beginnt und sprunghaft seine Dimension ändert. Der sphärisch-dynamische Soundtrack verstärkt die meditative Wirkung des Mahlstroms.
Obwohl Steiner seine Fotografien völlig abstrahiert, ist die besondere Stimmung der außergewöhnlichen Kirche im Video zu erspüren. Mit hoher Sensibilität übersetzt er das Sublime des Sakralbaus in fließende und klingende Malerei, in eine Einladung zur Kontemplation. (Norbert Pfaffenbichler)
Theresia
2013
Österreich
7 min