Forms in relation to life / Die Wiener Werkbundsiedlung
Schon der Titel von Heidrun Holzfeinds Film über die Wiener Werkbundsiedlung zielt auf die Zusammenhänge zwischen Formen und Leben. Architektur erzählt immer ein Stück Kulturgeschichte des Menschen im Spiegel seiner Baustile. Wandert der Blick diesbezüglich in einen Wohnraum, wird diese Erzählung notgedrungen persönlich. So ist es nicht nur das Leben, das die Formen herausfordert, sondern dieselben Formen bedingen in weiterer Folge das Leben in und mit ihnen.
Die Architektur-Vereinigung Werkbund steht in den 1920er Jahren für eine neue, sachliche Bauweise, schlicht, aber dem Wohnen entgegen kommend. Der Mensch solle das Maß vorgeben, nach dem gebaut wird und so bedeutet die Relation zwischen Formen und Leben immer auch jene zwischen Raum und Bedürfnis. Auf quadratisch-kleiner Grundfläche schlichten sich so die verschiedenen Wohnebenen übereinander, die vertikalen Niveau-Unterschiede weisen jedem Raumfragment eine Bestimmung zu: Menschen, die sich hier einleben, erfahren eine Entfaltung nur in der symbiotischen Einpassung. Diesem Verhältnis zwischen Mensch und Haus entspricht auch jenes zwischen Innen und Außen: Fenster und Türen zu Terrasse und Garten ziehen das Wohnen aus den Mauern hinein ins Grün. Dem entsprechen im Film die Bilder, die dieses Areal multipler Raumkonstellationen einfassen. Es sind Bilder des Alltags der Siedlung in Hietzing, die ursprünglich auch als ein Bau-Projekt zur Förderung der Synergie der verschiedenen Klassen gedacht ist. Heidrun Holzfeind findet in ihrer Dokumentation eine Form der architektonischen Vermessung, die sich über die Biographien der hier lebenden und gelebten Menschen erzählt. So liefert der Film schließlich Formen, die Position zum Leben beziehen.
(Lena Stölzl)
Forms in relation to life / Die Wiener Werkbundsiedlung
2014
Österreich
60 min