Back Track
Ein außergewöhnlicher technischer Produktionsprozess spielt in Virgil Widrichs Kurzfilmen immer eine tragende Rolle. War Copy Shop (2001) mit tausenden Fotokopien noch stark von seiner Story geprägt (die prompt eine Oscar®-Nominierung einfuhr), so verkomplizierte sich diese in Fast Film (2003) ebenso nachhaltig wie die Herstellungstechnik: Ausdrucke einzelner Kader auf der Oberfläche gefalteter Papierobjekte, Stück für Stück fotografiert und reanimiert. Mit Back Track reiht Widrich sich nun an der Seite von Ken Jacobs in die Reihe der 3D-Found-Footage-Pioniere ein: ein Glanzstück technischer Brillanz samt hochkomplexer Story, gewoben aus den Bildern und Tönen aus mehr als 25 Spielfilmen. Wir blicken in einen Raum voll schwebender, dreidimensionaler Bildflächen, ineinander geschoben, hintereinander gestaffelt und übereinander gleitend – bis zu sieben Ebenen simultan auf bewegliche, semitransparente Glasscheiben projiziert und mit computergelenkter Kamera Bild für Bild in 3D übersetzt. Dazu jede Menge liebevoll gebastelter Requisiten, die höchst analog durch einen digitalen Cut-Up-Kosmos schwirren, der William Burroughs wohl vor Neid erblassen hätte lassen.
Adäquat verschachtelt die Handlung, erzählt aus dem Off, ganz im Stil des Film noirs, dem Back Track sich zutiefst verpflichtet zeigt: eine Frau; mehrere Männer (ein Schriftsteller, ein Frauenheld, ein Verbrecher?), jener sirenenhaften Frau verfallen; schließlich die Begegnung aller in einem Haus voller Spiegel, in dem die Zeit gefroren zu sein scheint, mit einem Show-Down, der drei Tote zurück lässt, und einen zweifelnden Erzähler: „The more you look, the less you really know.“
Back Track präsentiert sich als weiteres Bravurstück eines der erfindungsreichsten Filmemachers Österreichs, dessen vertrackte Einfälle immer wieder größtes Vergnügen zu bereiten verstehen. (Peter Tscherkassky)
Ein audiovisuelles Spiegelkabinett in rasend schönem Schwarz-Weiß. Virgil Widrich kompiliert Filmausschnitte aus den 1950er- und 60er-Jahren zu einem Bilder-Remix, der sich durch Mehrfachprojektionen auf präzis platzierte Spiegel und Leinwandkonstruktionen in die (von Hand gebaute) Dreidimensionalität übersetzt: Direkt in der Studiokulisse und mit ihr interagierend legen sich die Bildebenen im wortwörtlichen Sinn vor-, über- und hintereinander, einmal zerbersten sie gar im Beschuss von Pistolenkugeln. Wie sich auch Traum, Wahn und Wirklichkeit in Korrespondenz mit dem Metanarrativ verschränken und auflösen, bis nur eine einzige Wahrheit Bestand hat: "Looking at something changes it.“ (Sebastian Höglinger, Diagonale, Katalog des österreichischen Film)
Back Track
2015
Österreich
7 min