In Rom

Auch wenn dieser Film in keiner Weise dem Genre des Städteportraits folgt, so ist er doch ein Dokument des Romaufenthalts der Filmemacherin. Ausgangspunkt bilden die Relikte eines bereits von einer Reisekultur und einem Tourismus beherrschten Reiches, seine jahrhundertealten Bauten, deren Monumentalität, ambivalente Schönheit, Vergänglichkeit und allgegenwärtige, ornamentale Fratzenhaftigkeit. Insbesondere in der ersten Hälfte des zweiteilig angelegten Films sind die Blickachsen von der Architektur der Engelsburg und ihren Schießscharten beherrscht. Die in der Kamera montierten Einstellungen wechseln zwischen Bauwerk und menschlicher Figur - Detailaufnahmen von Gröllers Lebenspartner -; wobei der Blick durch die Scharten sowie die schnellen Super8-Schwenks auf das Mauerwerk des Mausoleums kombiniert mit den (Körper)Fragmenten Schulter, Gürtelschnalle, Gesicht, Ohr oder (faltigem) Hals ebenso ein Gefühl des Ausbruchs aus der Enge des Korsetts wie auch von Vergänglichkeit oder einem Rückzug ins innere Universum evozieren, bevor die Rückansicht einer Statue (Giordano Brunos) formal diesen ersten Abschnitt abschließt. Auf ihren Reisen zählt das Auswendiglernen von Gedichten zu einer festen Gewohnheit und es gibt Passagen in Christian Friedrich Hebbels Rom-Gedichten, wie beispielsweise Eine Mondnacht in Rom, die den Film aus dem Off zu begleiten scheinen:

Bei´m Dämmerlicht des Mondes schau´ ich gerne
Der grauen Weltstadt bröckelnde Ruinen,
Die uns als Maaß für ihre Größe dienen,
Woran der Mensch sich selber messen lerne;

Im zweiten Teil, nach dem Schwarzbild, folgen überwiegend Stadtansichten mit Lichtbildern von römischen Sehenswürdigkeiten, Plätzen und Brunnen, die doch noch eine Nähe zum konventionellen Stadtportrait aufbauen könnten, wären da nicht jene fratzenhaften Gestalten an den Brunnen und Gebäuden, die die Stimmung verkehren und noch einmal die Frage nach der Beziehung zwischen den inneren und urbanen Architekturen stellen.

(Rike Frank)


Rom, ewige Stadt. Rom, offene Stadt? Vom Gröllers grobkörniges Reisedokument ist alles, nur kein Stadtporträt. Schnitte und Schwenks zwischen Mensch und Gemäuer. Blicke durch Schießscharten der Engelsburg oder auf erodiertes Mauerwerk des Mausoleums wechseln mit Großaufnahmen der Gesichts-, Ohren- und Nackenfaltenlandschaft des Gefährten der Künstlerin. Die spätere Öffnung in touristisch sehenswürdigere Zonen erweist sich als scheinbare – sie wird durch bizarre steinerne Fratzen und Gestalten konterkariert.

(Viennale Katalog 2015)


Die Schönheit und dekadente Großartigkeit Roms färbt durch den monatelangen Aufenthalt in dieser Stadt auf mein Gemüt und diesen Film ab. Die Schönheit blendete, die Spuren des ehemaligen gewaltigen und gewalttätigen römischen Reiches schüchterte (nicht nur) mich ein und regte gleichzeitig zu Kritik an. Wie ich mich dazu verhalten habe, ohne es gedanklich vorzuformulieren zeigt der Rückug des ersten Teiles in das persönliche Universum, das auch von Vergänglichkeit erzählt. Im zweiten Teil tauche ich visuell in die Bauten und Plätze ein. Die vielen Fratzen auf Brunnen und Wänden übersieht man anfangs leicht. Sie sollen die dunkle Seite, die unser Leben begleitet, symbolisieren.

(Friedl vom Gröller)

Orig. Titel
In Rom
Jahr
2015
Länder
Österreich, Italien
Länge
3 min
Kategorie
Experimental
Orig. Sprache
kein Ton
Downloads
In Rom (Bild)
Credits
Regie
Friedl vom Gröller
Konzept & Realisation
Friedl vom Gröller
Mit Unterstützung von
Innovative Film Austria
Verfügbare Formate
16 mm
Bildformat
1:1,37
Tonformat
Stumm
Bildfrequenz
24 fps
Farbformat
s/w
Festivals (Auswahl)
2015
Viennale - Vienna Int. Film Festival
2016
Graz - Diagonale, Festival des österreichischen Films