Vintage Print
Mediales Triptychon in der Zeit als rauschhafter Erkenntnis-Trip: Eine fotografische Landschaftsszenerie beginnt im Rhythmus von Grillenzirpen in Bewegung zu geraten, springt vor und zurück und durchläuft im Laufe des Werks Mutationen, die einerseits dem filmischen, anderseits dem digitalen Medium entsprungen sind. Wo Bild auf Bild folgt, ein stroboskopartiger Flicker und die Patina eines Filmstreifens zu erkennen sind, gleiten wir in den medialen Rhythmus – die Zeitlichkeit – des analogen Films. Wo sich das Bild schichtet und vor allem durch Pixelmutationen verzeitlicht wird, werden die Algorithmen des Digitalen in der Dauer des Werks spürbar.
Die delirierende Schönheit von Vintage Print entspringt dieser Dreiheit: Was in chronologischer Reihenfolge unsere Wahrnehmung von Welt in den letzten rund 150 Jahren entscheidend veränderte und bestimmte (Fotografie, Film, Digitales Bild), erscheint hier auf 13 Minuten verdichtet erst nacheinander, um sich schließlich vollkommen zu überlagern und ineinander überzugehen. In gewissem Sinne wird hier eine Erfahrung von Zeit erzeugt, die mehr als die Summe ihrer medialen Teile ist, eine meditative Unruhe, die sowohl intellektueller wie sinnlicher Natur ist. Die Begegnung mit Vintage Print gleicht einer hochfrequenten, permanenten Schwingung von audiovisuellen Affekten, die Schwindel erzeugt und zugleich die Ruhe einer Landschaft ausstrahlt: Im Strudel der medialen Phänomene badend, hören wir Menschen diskutieren und lachen, ein Helikopter zerteilt reißend den Himmel. Das klopfende Geräusch seines Rotors lässt an aus der Ferne herangaloppierende Pferde denken und damit erneut an die Beschleunigung der einzelnen Bilder mittels der Apparatur.
(Alejandro Bachmann)
Vintage Print
2015
Österreich
13 min