G_Girls (Gracie)
Menschenleere Einstellungen von mit Bleistift gezeichneten Häuserblocks einer Wohnsiedlung. Manchmal blitzen Gänge, Fluchten und Fassaden in Farbe auf, alles geht sehr schnell. Trotzdem passiert hier nichts, außer man tut es. Also werfen ein paar Jugendliche wiederholt eine Katze aus dem Fenster des obersten Stockwerks, bis das Tier nach dem vierten Anlauf verendet. "Kitty was the stunt – no safety net." Fünf Leben verschwendet. Eines davon gehört Lee, der als Ältester in polizeilichen Gewahrsam genommen wird und seinen Job verliert. Das erzählt Ginny dem Psychologen. Wo das gesprochene Wort pausiert oder durch ein Schnaufen oder Seufzen ersetzt wird, kommt Leben in den Filmschnitt, und der Blick auf die verlassenen Häuserschluchten wechselt rasant und im Rhythmus der Pause die Perspektive. Letztendlich bietet dieses Hakenschlagen keinen Ausweg, denn die Wirklichkeit, die Kamerakind Ginny festhält, ist Ergebnis einer gesellschaftlich generierten Langeweile, die unproduktiv bleibt.
Gracie telefoniert mit Ginny und beschwert sich über Lee. Diesmal bestimmen Einfamilienhäuser in Rotoskopie die Szenerie, an denen die Kamera – vom Regen verschleiert – langsam vorüberzieht. Die graphisch scharf umrissenen Betonmonstren aus Ginnys Universum stehen noch in unmittelbarer Nähe, jedoch sind sie weit genug entfernt, um die Überwindung des sozialen Status anzudenken. Nach dem Betreten der Wohnung – die Mutter ist nicht zuhause – unterbricht Gracie das Telefonat, um den Einkauf zu versorgen und ein Ziel zu formulieren: "Fashionblog, that´s my dream – to present clothes and make money with it, wow!" Bis es soweit ist, heißt es weiter Regale einräumen und die Leidenschaft für Malerei an den Fingernägeln abreagieren. Ginny zieht sich um und verlässt die Wohnung. Mit jedem Schritt rückt die Satellitenstadt wieder näher. (Melanie Letschnig)
Ginny und Gracie können einzeln gebucht werden.
G_Girls (Gracie)
2015
Österreich, Großbritannien
6 min