Manchmal also denkt man, weil es sich bewährt hat. Wittgensteins Haus.
Zutrauliche Sonnenstrahlen, kostbares Schwarz-Weiß, wie vibrierend das Korn, mit gutem Bedacht gezogen die Linien eines jeden Bildes zu Beginn – in den ersten Minuten wiegt sich Manchmal also denkt man, weil es sich bewährt hat. Wittgensteins Haus. hinein ins Dunkel des Betrachterbewusstseins. Bald bricht die Farbe doch ein, der Blick weitet, das Material ändert sich, alles ist nun zu scharf. Das Analoge verbirgt milde, das Digitale enthüllt brüsk. Mit diesem Wechsel einher geht das Kommen des Menschen und das Verschwinden der Ruhe.
Dieser Herr im Anzug da schaut suchend drein. Erstaunen tut ihn dabei wenig: Weder ein fensterlnder Jogger im ärmellosen Unterleibchen, noch eine etwas versonnen in ein Linsensortierexperiment versunkene Verwaltungszimmerfluchtvorzimmerdame, noch eine dem Britzeln am Boden ihrer Petrischalen lauschende Forscherin. Die Titelgestaltung des Films – erst alle As, dann das B, dann die Cs ... – legt nahe, dass hier die Strengste aller Ordnungen waltet; der Bildbau, die abgezirkelten Bewegungen der Modelle (Bresson´sch gesprochen), indem sie regelrecht Phasen, Riten störrisch durchschnurren, tun ihr unterstreichend Übriges. Entschuldigung, aber welche Ordnung jetzt so genau?
Am Anfang des Parcours´ lassen sich noch schlichte Bezüge der simpel binären Art herstellen zwischen diesen und jenen Elementen (z. B. S/W-Material und dazu das Sortieren schwarzer und weißer Linsen...); ab der fünften von schließlich sieben Stationen wird´s immer konstruktiver, wo vorher Zucht und Naturwissenschaft herrschten – nun geht es um die Anregung der Sinne. Die milde Klarheit des Hauses und seiner Linien bleibt (sich) dabei (gleich). Der Mensch tut deppert Eigentümliches, und am Ende hat´s doch eine Ruhe: einen Frieden, der ein anderer ist als jener der Natur und doch mit ihr vereinbar. (Olaf Möller)
Manchmal also denkt man, weil es sich bewährt hat. Wittgensteins Haus.
2016
Österreich
20 min