The French Road, Detroit MI

"What´s going on here?"
"I´m filming."
"Police?"
"No, I´m an artist from Austria interested in your street racing culture."



Im Dunkel der Nacht einer Stadt, die erst später als Detroit, Michigan, identifiziert werden wird, konstituiert diese Konversation, gleich einem "establishing shot", das Thema von Arthur Summereders The French Road: Autorennen, die nächtens und verbotenerweise auf ganz normalen Straßen ausgetragen werden. Die Dunkelheit, die genau das nicht zeigt, verweist ebenso auf die Problematik der Repräsentation: Denn wie eine Kultur, ein Ritual, eine Gemeinschaft abbilden, die das erstens nicht will und die zweitens nicht die eigene ist – in die man kurz eintaucht, aber eigentlich fremd bleibt? Was zeigen, ohne in die Falle des exotisierenden Blicks zu tappen? So bleibt der Kunstgriff des filmischen Offs, das den Kontext bildet, in dem Stadt, Ort und ProtagonistInnen zwar präsent sind, aber nie sichtbar werden.

Nach dem Dialog im Dunklen, in dem klar wird, dass der Filmemacher hier nur Eindringling sein kann - "I´m givin´ you a warning, man. This is Detroit" - beginnt ein Bild abzulaufen, das etwas Konkretes zeigt und zugleich ins Abstrakte weist. Die ins Vertikale gekippte Straße offenbart Spuren, die sich im Laufe der Zeit durch unterschiedliche Formen der Benutzung in ihren Belag eingeschrieben haben: Reifenabdrücke und schwarzer Gummiabrieb, weiße Straßenmarkierungen, Kanaldeckel und immer wieder Teerstreifen, die zum Flicken des aufgebrochenen Asphalts verwendet werden. Diese Geologie des Straßenbelags zeigt ganz unerwartet die Zeichen des sozio-ökonomischen und historischen Kontexts: Abseits von Roadmovie und gegenkulturellem Mythos ist in The French Road die Straße Aus- wie Abdruck einer mit der Autoindustrie aufgestiegenen wie gefallenen Stadt, die sich ironischerweise auch diese Infrastruktur nicht mehr leisten kann. Was bleibt ist das Atmosphärische: startende Motoren, quietschende Reifen, eine Polizeisirene und das Zirpen der Grillen in einer Sommernacht. (Claudia Slanar)

Orig. Titel
The French Road
Jahr
2016
Land
Österreich
Länge
7 min
Kategorie
Experimental
Orig. Sprache
Englisch
Credits
Regie
Arthur Summereder
Idee/Konzept
Daniela Zeilinger
Postproduktion
Uli Grimm
Mit Unterstützung von
BKA. Kunst
Verfügbare Formate
DCP 2K flat
Bildformat
16:9
Tonformat
5.1 surround
Bildfrequenz
24 fps
Farbformat
Farbe
Digital File (prores, h264) (Distributionskopie)
Festivals (Auswahl)
2016
Graz - Diagonale, Festival des Österreichischen Films
Linz - Crossing Europe Film Festival
2017
Nijmegen - Go Short Film Festival