Circular Inscription
Eine Bergkette trennt am Horizont den wolkenverhangenen Himmel vom staubigen Wüstenboden des El Mirage Dry Lake, unterlegt von einem fernen Rauschen. In der Totalen zeigt sich der Blick auf einen Ausschnitt der kalifornischen Mojave-Landschaft, deren statisches Panoramabild den referenziellen wie materiellen Hintergrund in Circular Inscription bildet. Lukas Marxt initiiert und dokumentiert in seiner filmischen Arbeit den titelgebenden Prozess der Einschreibung in einer performativen Spurenzeichnung: Ein weißes Auto rollt, scheinbar fahrerlos, ins Bild und beginnt inmitten des ausgetrockneten Sees exzentrische Runden zu drehen. Gleichförmig zieht das Fahrzeug seine Kreise von innen nach außen, das Quietschen der Reifen schwillt kontinuierlich an. Dabei furchen sich die Reifenspuren spiralförmig in die Wüstenoberfläche ein, hinterlassen Markierungen im Boden dieser kulturell besetzten Landschaft – einem beliebten Drehort für Hollywoodfilme und Werbung, einem populären Austragungsort für Motorrennen und deren mediale Verwertung, einem Ort, der eng mit der kunsthistorischen Strömung der Land Art verbunden ist.
Circular Inscription positioniert sich nicht nur formal als Hommage an die Land Art der 1960/70er-Jahre und produziert dabei ein ambivalentes Abbild einer Autoreifenspur, das auf der Leinwand letztlich die Monumentalität der übergroßen Earth Works aufgreift. Es bleibt das Bild einer temporären Zeichnung in der Landschaft zurück, einer Spirale, wie Robert Smithsons Spiral Jetty, oder eines Kreises, wie Michael Heizer sie knapp ein halbes Jahrhundert zuvor als Circular Surface. Planar Displacement Drawings in den El Mirage Dry Lake kerbte. (Kathrin Wojtowicz)
Circular Inscription
2016
Österreich, Deutschland
7 min