Pferdebusen
Ein gezahnter ovaler Durchgang, Stroboskoplicht, Titeltafel "Pferdebusen", Glitzervorhang - Pferdemähne - Abblende. Auf der Tonspur Pferdegetrampel, im Bild ein Theaterraum, Details aus Glas und Holz, Sesselritzen und Kristallluster, ein erregtes Pferdeauge - Schnitt auf die Anfangsform: Fünf Protagonistinnen durchsteigen im Stechschritt diese Vagina dentata, und damit beginnt die Entfaltung einer sexuell verdichteten Bilderdramaturgie, in der Menschenkörper und Pferdekörper in schöner und seltsamer Art verschmelzen: nackte Hinterteile auf Sattelzeug, Ledermasken bedecken die Gesichter, Pferderosette und Augenaufschlag. In wie ein Fetisch eingesetzten Nahaufnahmen (Kamera: Hannes Böck) werden Blickwelten entworfen, die auf wunderbare Weise verwirren, betören. Das Begehren und die Phantasie sind Kulminationspunkt jeder Einstellung, Objekt und Subjekt des Blickes werden eins. Der Film schließt mit einer Kletterszene im Schneesturm. Die fünf Protagonistinnen erklimmen die Wand, eingeschirrt und ohne Sicherung, so scheint es, zielstrebig nach oben, hinaus aus dem Bild.
Pferdebusen ist der fünfte Teil in einer an Arthur Schnitzlers Traumnovelle angelehnten Serie. Katrina Daschner interessiert am Stoff die Ambiguität von Fiktion und Realität, die Spannung des unausgelebten sexuellen Begehrens des bürgerlichen Ehepaares. Sie dekonstruiert diesen Rahmen in ihrer Entwicklung queerer Begehrensszenarios. Auch in Pferdebusen gelingt der Filmemacherin meisterlich die Inszenierung jener Brüche und Irritationen, die für das Schauen und das Wollen so wesentlich sind, mit subtilem Humor und großartigen menschlichen - und nicht-menschlichen - Darstellerinnen. (Christiane Erharter)
Pferdebusen
2017
Österreich
9 min