INSIDE – The Colour Version
Es rauscht, es blinkt. Im rot-grünen Flicker – einer Quasi-Anaglyphe in 2D – entfaltet sich ein Bildraum in Brehm´scher Ästhetik. Konzentriert verdichtet kollidieren Alltag und Welt, Leben und Inszenierung, Icons und Ikonen. Ein Totenkopf, Menschenkörper, Schloss Grafenegg als architektonischer Platzhalter des Unheimlichen ... Gerafft flackernd verweilen Sex and Crime, Kunst und Pop – der Stoff aus dem die Träume sind – nur kurzzeitig, jedoch eindrücklich. Ein Wimpernschlag Alltag, ein Wimpernschlag Fetisch. Dazwischen ein kräftiger Zug an der Chesterfield, während im Hintergrund die von Reverb entschleunigte Gitarre im satten Röhrensound schwingt.
Seit dem Sommer 2007 kumuliert das PRAXIS-Archiv des österreichischen Künstlers Dietmar Brehm nach Eigendefinition als wild "wuchernder" Videoverband. Schillernd wie ein Popkaleidoskop gewährt die nunmehr 18 Bände fassende Szenensammlung Blicke auf und Einblicke in eine von Werbe- und Filmästhetik geprägte Welt. Eine, die der Künstler inszenierend mitgestaltet oder zufällig einfängt und in die er wiederholt selbst eindringt; nicht selten rauchend, den Blick in die Kamera gerichtet und hinter schwarzen Sonnengläsern verborgen. Brehm selbst: eine Pop-Ikone. Und als "Bildkünstler" (Peter Assmann) in den Bildwelten vor oder hinter der Kamera omnipräsent.
Daran anknüpfend ist der Titel INSIDE Programm, beschreibt dieser doch genau jenes Prinzip des Eindringens ins nunmehr digitale Filmmaterial, das Brehm in seinen Arbeiten seit jeher verfolgt, ja geradezu zelebriert: bereits fertiggestellte Filme werden beharrlich neu interpretiert, verändert oder auch aktiv zerstört. Im Fall von INSIDE entfaltet sich durch die Bearbeitung eine Art reflexives PRAXIS-Best-of, das sich wider der lähmenden Vermarktungslogik wiederkäuender Musikproduktion nicht den Hits und Spitzen verschreibt, sondern vielmehr dem Prinzip der serendipity – also dem Zufall – vertraut. Beharrlich wird der organisch (heran-)wachsende PRAXIS-Bildkörper seziert, werden Szenen freigelegt und neu verschaltet. Das vom charakteristischen Filtereffekt transformierte Bild scheint sich dabei weiter und weiter fortzupflanzen. Und wird somit auch in der vorliegenden Form möglicherweise nur vorläufig sein (bezeichnenderweise existiert parallel bereits das schwarzweiße Bild-Pendant). INSIDE ist Rückblick ohne Nostalgie und falscher Verklärung, unmittelbar, gegenwärtig und rasend schön. Kurzum: Ein klassischer Brehm-Film. (Sebastian Höglinger)
INSIDE – The Colour Version
2017
Österreich
5 min