Praxis 18 - 12 Szenen (142 - 153)
Dietmar Brehms Praxis-Serie ist eine stetig anwachsende Sammlung audiovisueller Aphorismen, die seine ganz eigenen (inzwischen digital begriffenen) "Notes sur le cinématographe" ergeben. Mit Überraschungsfähigkeit und schierer Lust an abwegiger Inszenierung hat Brehm auch die – zwischen 60 und 207 Sekunden langen – Szenen 142 bis 153, die 18. Praxis-Tranche gestaltet. Den fremden Formen und Zeichen, die er entwirft, wohnt etwas seltsam "Ikonisches" und eben dennoch Ungreifbares inne, als wäre ihr Wiedererkennungswert nur kurzfristig blockiert. Brehm variiert sein Bilderarsenal in giftfarbenen Loops und narrativen Splittern immer neu, erweitert es zugleich aber auch; so konserviert er es, hält es frisch, wie unter einer Eisdecke.
Eine stark grafische Qualität ist seiner Choreografie der Gesichter, Figuren und Dinge eigen; Brehm bricht die Regeln und zelebriert die Schäden, stört die Bilder, belichtet über oder unter, lässt Positiv auf Negativ prallen, während seine charakteristischen Soundtracks ablaufen, in denen sich aus der monotonen Geräuschentwicklung fallweise Muzak und Kindermelodien schälen. Um den Akt des Sehens geht es hier ganz grundsätzlich: Das gelbe Licht einer Ampel wird mit einer künstlichen Pupille ausgestattet, und der kriminelle Hypnotiseur Mabuse hat einen weiteren Auftritt. Praxis 18 ist aus Spiegelungen und Avant-Schockern en miniature, aus bewegten Rorschachtests und den Schattenrissen seiner gothic girls gebaut. Der ironische Minimalismus ist ebenso Programm wie der betont idiosynkratische Einsatz hochauflösender Videotechnik. In der Kampf- und Dämmerzone fühlt sich Dietmar Brehm weiterhin bestens aufgehoben. (Stefan Grissemann)
Praxis 18 - 12 Szenen (142 - 153)
2017
Österreich
25 min