perForming me?(!)
Die Protagonist*innen des Films treten vor die Kamera, um ein ganzes Spektrum alltäglicher oder medial vermittelter Posen und Gesten darzustellen: Was sich dann im Film zeigt, ist ein spielerischer Dialog zwischen einem körpersprachlichen Vokabular konventioneller Verhaltensformen und den je individuellen Abweichungen oder Interpretationen, die sich in jeder Bewegung und Mimik voneinander unterscheiden und Identitäten spürbar werden lassen. Diese bestehen darin, trotz der ähnlichen Posen oder Gesten gerade nicht ident zu sein – gerade zu verfehlen, was sie vermeintlich gemeinsam haben, um eine Individualität erscheinen zu lassen, der die Frage nach der Identität nur als unbeantwortbare gegenübertritt. Begriffe oder Wörter, die man für die Beschreibung einer Bewegung, eines Gesichts oder einer Person verwenden würde, passen weder zum Bild noch ins Bild, das an ein Sehen appelliert, das sich davon löst, das Sichtbare mit einer Ordnung des (sprachlich) Vorstellbaren zu identifizieren: man sieht vor allem, was davon abweicht, sich weigert, nur beim Wort genommen zu werden, um etwas anderes zu werden als ein Name, ein Geschlecht oder Ausdruck für gesellschaftlich definierte Stereotypen von Identität. Die Protagonist*innen tragen im Film keine Namen und mehr als einen Namen: es sind viele, einzelne – Kinder, Jugendliche und Erwachsene, die Luz Olivares Capelle eingeladen hat, vor die Kamera zu treten wie vor einen Spiegel, der sie weniger reflektiert als dabei zusieht, wie das Sehen und Angesehen-Werden aufeinander reagieren, sich ein Raum zwischen beiden öffnet, der von keinem Identitätsbegriff, von keinem Wort oder Namen überbrückt werden könnte. Zwischen der Sprache und den Träger*innen von Bedeutung liegt eine Lücke, auf die der Film insistiert, auf die Ähnlichkeit als Maßstab für das Unvergleichliche, das man allein mit anderen gemeinsam haben kann. (Andreas Spiegl)
perForming me?(!)
2018
Österreich
30 min
Dokumentarfilm
Deutsch
Englisch, Spanisch