Pfauenloch
Das Kino als Höhlengleichnis: In jener Grotte, die den Schauplatz in Pfauenloch bildet, wird die Mesalliance von Licht und Schatten zelebriert. Die steinernen, im Kunstlicht blütenweiß, leichengrün und scharlachrot schimmernden, unter den Wasseroberflächen zitternden Landschaften sind die Handlungsräume für die Ungestalten, die hier ihr Wesen treiben: Mutierte Körper und chirurgisch erweiterte Gesichter tauchen hinter vertikal verschiebbaren Sichtblenden auf und wieder ab, lebende Tote starren mit schwarzen Augen ins Jenseits.
Die Künstlerin Katrina Daschner entwirft verstörend schöne Paralleluniversen, faszinierende Meta-Welten, in denen die alten Wirklichkeitsübereinkommen und Naturgesetze, die tristen Regelwerke von "Vernunft" und "Normalität" suspendiert erscheinen. Das Sounddesign Sabine Martes legt Wert auf die umweglose Entfaltung von Angst & Schrecken, während Hannes Böck an der Kamera mit viel Sinn für die Eleganz des Abgründigen operiert. Der filmische Raum ist eine große Illusion, aber die Sinnlichkeit in ihm ist ganz real: Weiße und rote Farbe, die für die Unschuld steht und für das (akut bedrohte) Leben, rinnt still über die Leinwand, blockiert den Blick auf das imaginäre Dahinter, gibt ihn aber gleichzeitig auch frei auf etwas Wesentlicheres – auf die zweite Ebene des Kinos, den doppelten Boden der bewegten Schreckensmalerei. Pfauenloch ist, frei nach Schnitzlers "Traumnovelle" als Zombiemärchen angelegt, als unterirdischer Laufsteg für die gothic beauties des Orkus. (Stefan Grissemann)
Pfauenloch
2018
Österreich
9 min