Fahrvergnügen
Vor dem Hintergrund eines pulsierenden Säulendiagramms blitzen scheinbar unzusammenhängende Bilder auf: ein Gesicht, ein Männerunterkörper mit vier Beinen, schwarzer Rauch, eine weiße Wolke, ein Eis am Stiel, Eisenbahnwaggons, die vertikal durchs Bild fahren. Etwas ruhiger wird die Bildfolge erst, als vor einem grau-rosafarbenem Rechteck ein Männerkopf in Schwarzweiß ins Zentrum rückt, der allerdings in der Mitte gespiegelt und gespalten ist. Der Kopf stammt von Musiker Chris Imler, auf der Tonspur singt er zu einem hypnotischen Rhythmus und orientalisch-psychedelisch angehauchter Musik von einem Leben am Abgrund - das vielleicht genau so gewollt ist: "Hab´ ich verdient, nicht zu kriegen, was ich verdiene?/ Hab ich den Krieg verdient, den ich kriege?/ Hab ich verdient zu entgleisen mit sämtlichen Zügen?/ Oder ist Unfall auch Fahrvergnügen?"
In ihrem Musikvideo arbeitet Dagmar Schürrer wie in ihren Videoinstallationen mit verschiedenen geometrischen Bildelementen und -fenstern, die neben- und übereinander arrangiert werden zu oftmals komplexen, rhythmisierten Kompositionen. Dabei kombiniert sie verfremdete Found-Footage-Sequenzen, hier vor allem von Unfällen und einem Sonnenblumenfeld, rechteckige Farbflächen in Grau und Rosa und Aufnahmen von Imler. Wobei nicht unbedingt eine Dramaturgie oder Hierarchie der Bilder entsteht, sondern ein variantenreicher, rasanter Remix bestimmter Motive, passend zu dem Text des Songs, der von einem Leben erzählt, das in einer Art rasendem Stillstand gefangen ist. (Sven von Reden)
Fahrvergnügen
2018
Österreich, Deutschland
4 min