WE DID WHAT HAD TO BE DONE
1969 eskaliert ein seit Jahrhunderten schwelender Konflikt in Irland, der 1921 zur Spaltung in einen südlichen und einen nördlichen Teil des Landes geführt hatte. Republikanisch-katholisch Gesinnte stehen im bewaffneten Kampf der unionistisch-protestantischen Seite gegenüber. Tausende Menschen finden den Tod. Unsichtbar in der historischen Schreibung dieses Konflikts sind die Frauen. Ihre Geschichte erzählen die Regisseurinnen Friederike Berat und Ulrike Ertl. In Belfast suchen sie die Kämpferinnen beider Seiten auf, führen vor der Kamera Interviews mit ihnen. "Without the women the war could not have happened!", sagt Veronica. Sie beschreibt das Engagement der Frauen im Konflikt als emanzipatorisches Unternehmen, als Möglichkeit, die Existenz als Hausfrau um die Dimension des Kampfes zu erweitern. Nicht alle Interviewpartnerinnen teilen diese Einschätzung, die Erinnerungen an die "Troubles" sind divers und formen so ein dynamisches Bild der Ereignisse. Sie erzählen von der politischen Prägung, die auf beiden Seiten schon in der Kindheit die Weltsicht formt, sie beurteilen den Stellenwert der Frauen im Konflikt unterschiedlich, sie fassen Trauer, Trauma und die Auswirkungen von (häuslicher) Gewalt in Worte und beschreiben ein hoffnungsfrohes Umfeld, in dem Frauen die Initiative ergreifen, sich mit der gegnerischen Seite versöhnen und sich dafür aussprechen, jungen Menschen eine sozial-ökonomische Perspektive zu eröffnen.
Ergänzend zu den Gesprächen werden zu ruhig gehaltenen Stimmungsbildern und krachenden Archivaufnahmen der "Troubles" Informationen eingeblendet, die das politische Klima von Belfast spürbar werden lassen. In der Montage mit den Berichten der Protagonistinnen transformiert sich die steife Formel "We did what had to be done" so zu einem lebhaften, feministischen Zeitdokument. (Melanie Letschnig)
Dieser Film basiert auf 15 Interviews mit nordirischen Frauen, die wir im Zeitraum von 2009 bis 2017 geführt und zusammengestellt haben. Sie erlebten den Konflikt als Befreiung aus den Rollen, die ihre Gemeinschaften für sie vorgesehen hatten. Eine Befreiung die sich im Laufe des Friedensprozesses Schritt für Schritt wieder zu ihrer Ausgangssituation zurückentwickelte. Ihre Namen sind – anders als die Namen ihrer männlichen Mitstreiter und Genossen – nicht im öffentlichen Narrativ des Konflikts zu finden. Diese Dokumentation möchte ihre Geschichte erzählen. (Friederike Berat und Ulrike Ertl)
WE DID WHAT HAD TO BE DONE
2018
Deutschland
90 min