Water and Clearing
Das Werk von Siegfried A. Fruhauf ist von der Idee durchdrungen, die Wahrnehmung kinematographischer Bewegungsabläufe zu erforschen. Dabei bedient sich Fruhauf häufig des Einzelbildes in Form von Kadern oder Fotografien, die er anhand von Mehrfachüberlagerungen und einer strukturellen Montage zu rauschhaften Bewegungsstudien collagiert. In Water and Clearing verfolgt er einen umgekehrten Zugang: Ausgangspunkt bildet hier eine real aufgezeichnete Kamerafahrt – ein Novum bei Fruhauf –, die durch den Einsatz von fotografischen Einzelbildaufnahmen sukzessive ins Stocken versetzt wird, zugleich aber eine Dynamisierung erfährt. Je kürzer die Intervalle, also je stärker fotografisch wirkende Momentaufnahmen der Kamerafahrt in den Vordergrund drängen, desto heftiger geriert sich die kinetische Energie der Bildabfolgen. Im Wechselspiel von Bewegung und Stillstand wird unsere Wahrnehmung quasi zum Stolpern gebracht.
Dramaturgisch ist Water and Clearing geradezu klassisch in drei Akten aufgebaut. Am Beginn steht ein leerer, trockener Bottich aus Holz, der am Ende in nassem Zustand erneut zu betrachten ist. Dazwischen entfacht sich in einer rasanten Tal- und Bergfahrt aus der Vogelperspektive ein Blitzgewitter an Naturimpressionen, dessen Zentrum der kreisförmige Grundriss des Bottichs bleibt. Mit der Befüllung des Kübels mit Wasser im Mittelteil, begleitet von einem sirenenhaften Sound und mit einer Feuerstelle quer montiert, nimmt auch die Abstrahierung bzw. Künstlichkeit der Naturaufnahmen zu. Der farbintensive, atmosphärisch dichte Phantom Ride entpuppt sich als Paraphrase auf die Magie des Kinos, die immer schon mit dem Versprechen der Wahrnehmungsintensivierung und -täuschung verknüpft war. Am Ende kann der durch die furiose Bild- und Tonmontage erhöhte Pulsschlag des Publikums, wie der Holzkübel selbst, wieder in den Ruhe- oder Normalzustand zurückkehren. (Dietmar Schwärzler)
Die Kamera ist starr von oben auf einen hölzernen Bottich gerichtet. Die Aufsichtsperspektive konzentriert sich auf seinen kreisförmigen Grundriss. Der Eimer ist leer. Ruckartig setzt er sich, und mit ihm auch die Kamera, in Bewegung. Eine rasante Kamerafahrt über eine grüne Wiese beginnt. Wir rasen mit einer Seilbahn, an der Kamera und Eimer montiert sind, den Hang hinunter. Das Ganze ereignet sich auf circa 1800 m Seehöhe, auf einer Alm in den Bergen Osttirols.
Mit dem Start der Talfahrt durchbrechen fotografische Einzelbildaufnahmen von einer Waldlichtung, die sich unweit der schützenden Almhütten befindet, kontinuierlich den Fluss der Aufnahme. Im Spannungsfeld zwischen Bewegung und Stillstand entsteht eine originäre Versuchsanordnung, die das Feld der Besetzung und Aufladung von Landschaft vermisst. Ausgehend von den ersten Kamerafahrten, den so genannten Phantom Rides, wird dabei das Wechselspiel von Dynamik und Starre in der Wahrnehmung und (De-)Konstruktion von Landschaft mit audiovisuellen Mitteln untersucht. (Produktion)
Water and Clearing
2018
Österreich
5 min