It has to be lived once and dreamed twice
In der Wunderwelt der Bildbeschädigungen werden Wahrnehmungsexperimente durchgeführt. It has to be lived once and dreamed twice beginnt mit weißem Rauschen und maschinellem Dröhnen, mit grauem Videoschnee und bunten Materialdefekten, mit der Schönheit elektromagnetischer Störsignale. Als postapokalyptischen Science-Fiction-Film hat Rainer Kohlberger sein Werk konzipiert, dessen Erzählung nach dem sechsten großen Massensterben stattfindet, das diesmal den Menschen hinweggerafft hat. Eine noch vom aussterbenden Homo sapiens vorgeplante neue Replikanten-Zivilisation bildet sich auf der unbewohnbar gemachten Erde. Davon kündet eine Stimme aus dem Off, die in raunendem Tonfall (und bisweilen überspült vom vielgestaltigen Sounddesign Peter Kutins) von der Konfusion über die eigene Genese und Existenz berichtet.
Aus lichtblitzenden Phantombildern und gespenstischen digitalen Szenerien ist diese Arbeit gebaut, in denen Wasseroberflächen und Naturschauplätze zu erahnen sind, schemenhafte Figuren auf- und wieder abtauchen: Die Geister in der Maschine ziehen, wie im Kino, für immer ihre Runden, als ferne Erinnerung an die untergegangenen Menschenwesen. Kohlbergers Abstraktionsvarianten geben toxische Landschaften, kaleidoskopische und hieroglyphische Texturen wieder. Man reist durch Zellkulturen oder Sternennebel – durch Mikrokosmen, in denen der Makrokosmos, das Universum sich zu spiegeln scheint.
It has to be lived once and dreamed twice erzählt von der kommenden Hegemonie der Künstlichen Intelligenz, von Geist und Körper, Elektrizität und Computer, Spiritualität und Technologie. Und von den menschlichen Basis-Narrativen, von Liebe und Angst. "The mind is a strange loop", die Wirklichkeit ist nur eine Idee. Aus einer menschenleeren Zukunft blickt man zurück auf die Ära der hysterischen Bilder. War die Welt nur ein luzider Traum? (Stefan Grissemann)
It has to be lived once and dreamed twice
2019
Österreich, Deutschland
28 min