Elite
Im unaufhaltsam wachsenden filmischen Werk der Wiener Künstlerin Friedl vom Gröller werden Wahrnehmungsmöglichkeiten spielerisch erweitert. „Was das menschliche Auge nicht kann“, sagt sie, „kann mein künstliches“. Die kurze poetische Intervention, die in der Regel nicht mehr als drei Minuten in Anspruch nimmt, ist das Normalformat dieser Filmemacherin. Elite besteht, wie gewohnt, aus stummen, schwarz-weißen Bildern, die von der Unschuld des frühen Kinos träumen und vom Assoziationsraum des freien Geistes. Die Bilder stehen Kopf, die Kamera kennt keine Benutzungsvorschriften. Herrenschuhe und High-Heels werden gegeneinander verschoben – man tanzt Milonga, an einem offenen Platz in Buenos Aires.
Die Perspektive ist (vor und hinter der Kamera) „amateurhaft“, also ungehemmt und liebend. Es gibt Zooms und Verwackelungen, eine betont gestische Filmsprache. Der Titel ist nicht er-, sondern gefunden, dem auf einer papierenen Tragetasche abgedruckten Logo eines argentinischen Traditions-Chocolatiers entnommen. Elite feiert Außenräume und Lichtreflexe; der eigentliche Fokus der Filmemacherin aber liegt stets auf den Menschen, denen sie mit ihrer Super-8-Kamera begegnet. Die Protagonistin dieses Films heißt Lea Kalinna, und sie setzt dem „Paartanz, der die Geschlechtsordnung aufrechterhält“ (F.v.G), ihre selbstgewisse Solobewegung entgegen. Lea stellt sich dar, gibt sich dem Kameraauge hin, erwidert seinen Blick. Und so beginnt auch die Aufzeichnungsmaschine zu tanzen, zu fliegen, entfesselt. Die sichtbare Welt ist aus den Fugen, sie stürzt, zittert, dreht sich schwindelerregend. Das Dach des Pavillons, unter dem die Menschen sich in Paaren wiegen, bildet das stabilisierende Schlussbild: Sie sind die für diesen Film Auserwählten, die von einer flanierenden Reisenden Erkorenen, die der Titel meinen könnte. (Stefan Grissemann)
Der Film könnte auch heißen „anders als die Anderen“ oder „ein Fest für die S-8 Kamera“.
Die Tanzenden stehen, vielmehr tanzen, kopf: Was das menschliche Auge nicht kann, kann mein künstliches. Milonga wird geübt. Es ist dies ein Paartanz, der die Geschlechtsordnung aufrechterhält. Lea Kalinna tanzt allein und befreit von den Regeln. Die S-8 Kamera zeigt uns, was Leas Hände sähen, hätten sie Netzhäute.
Lea sitzt allein im Schatten, Lea öffnet die Augen und sieht mit silbernem Blick in die Kamera.
Gruppe oder Individuum, ein Pavillon in Buenos Aires.... (Friedl vom Gröller)
Elite
2019
Österreich, Argentinien
2 min