sen.
Sechs Menschen, die zwischen 70 und 80 Jahre alt sind, sehen ernst in abwechselnden Paarkombinationen in die Kamera. Je nach Temperament sind die Gesichtsausdrücke mehr oder weniger angespannt. Sie sind Vertreter einer privilegierten, auf Reisen gehenden, später Pflegefälle werdenden Schicht von Pensionsempfängern. Das Thema des Films sind die sichtbaren Spuren, die das Leben, trotz eines Lebens in Freiheit und Frieden und Selbstbestimmung auf alternden Gesichtern hinterlassen hat. Der Blick in die Filmkamera kann gleichzeitig als Blick der letzten Station entgegen gelesen werden. (Friedl vom Gröller)
Friedl vom Gröllers Film sen. beschäftigt sich mit dem Lebensgefühl im hohen Alter. Direkt und ungeschminkt, schonungslos nahe, aber auch emphatisch mitfühlend, wie sie in allen ihren Filmen vorgeht, porträtiert Friedl vom Gröller sechs Menschen in einer späten Phase ihres Lebens. Die Handlung des Films entspinnt sich rein an der Mimik der Protagonist/innen, besteht in dem, was man in ihren Gesichtern und ihren Blicken zu lesen und erspüren glaubt. Der Film zeigt drei Frauen und drei Männer im Alter zwischen 70 und 80 Jahren in stets wechselnden Paarkonstellationen, die sich dem kühlen Blick der Kamera und damit letztlich auch unserem Blick aussetzen. Ihre Stimmung ist ernst, mitunter melancholisch und skeptisch, dann wieder gelassen und gleichmütig. Ihre Gesichter erzählen nicht einfach vom Altern, sondern vielmehr von der Intensität ihrer Lebenserfahrungen und ihres Lebenswillens. Die wechselnden Konstellationen brechen die gewohnte Paarbindung auf und lassen den Eindruck einer größeren Gemeinschaft von verbundenen Individuen entstehen. In den Blick genommen ist hier eine Generation von Europäer/innen, die privilegiert erscheint – mit abgesicherten Pensionen und der Möglichkeit zu reisen –, die zugleich aber auch mit den Perspektiven des hohen Alters konfrontiert ist: mit der Erfahrung von Schwäche und dem drohenden Verlust von Unabhängigkeit. (Jürgen Tabor)
sen.
2019
Österreich
3 min