Dissolution Prologue (Extended Version)
Das Wesen des Filmischen – im Sinne seiner Essenz – ist leitmotivisches Forschungsinteresse der künstlerischen Arbeiten von Siegfried A. Fruhauf. In Dissolution Prologue (Extended Version) führt es zur Frage der dazu gehörigen Begrenzungen – und, wie der Titel schon nahelegt, deren Auflösung: Metaphorisch betrifft dies hier den Aspekt des Vorhangs, der emblematisch für das Filmische und seinen Illusionsschleier nie final fällt, sondern unablässig aufgeht. „The show must go on“, signalisiert diese visuelle Komposition, deren ideeller Angelpunkt im Fruhauf‘schen Referenzsystem von Film- und Wahrnehmungsgeschichte einmal mehr der absolute Film ist. Konkret meint dieser „Schleier“ des Prologs das Auftreten von analogem Material, das uns – in sonorem Einklang mit einer pfeifenden Sinustonvariation – sogartig in ein kontrastives Wechselspiel von horizontal und vertikal sich weitenden und einander annähernden Streifen zieht. Kaderfüllend sind schließlich die immer wieder daraus entstehenden und in Linien versiegenden Flächen. Förmlich augenzwinkernd wird hier das, was sich zeigt, wiederholt in einem Blinzeln aufgelöst, das jeweils die nächste Blickschicht freilegt und wieder tilgt. Blaugrau flackert die Maserung des Analogen, Korn und Kratzer verleihen der optischen Rhythmik eine Tiefe, vor deren Eindruck die sich minimierenden Streifen kreuzartig zusammenlaufen. Gegen das Zentrum des Films hin – Morgan Fishers Screening Room lässt grüßen – weitet sich der Rahmen, und zwei pulsierende Streifen puren Digitallichts säumen den linken und rechten Bildrand. Kasimir Malewitschs Schwarzes Quadrat auf weißem Grund (1915) vor Augen und mit Blaise Pascals Versuchsanordnung der Leere in der Leere (1647) im Sinn erprobt Fruhauf den Experimentalfilm in der Reinform des Experiments und überführt ihn in visuelle Musik. (Katharina Müller)
Dissolution Prologue (Extended Version)
2020
Österreich
6 min