Jesus, Aliens! I think
Ein Filmprojekt am Küchentisch, und auf Bodenstaubsaugerebene. Sophie Bösker arrangiert ihr familiäres Umfeld. Als erwachsene Tochter kehrt sie während der Covid19-Krise nachhause zurück. Die Möglichkeiten sind beschränkt. Die öffentlichen Räume weggesperrt. Begegnungen mit unbekannten Menschen vermindert bis verschwunden. Was bleibt da anderes als der eigenen Familie in ihrer freundlichen Alienhaftigkeit zu begegnen. Also ein Science-Fiction-Film in Quarantäne. Mit einem nur teilweise vor familiären Irritationen schützenden Aufzeichnungs-Instrument, einer Kamera. Funktioniert das Mikro? Also. Die Regisseurin seufzt. „Jetzt ist meine Wut grad wieder verdampft.“ Und: „Ich muss einen Film machen über das, was ich hab. Mama Papa mich.“ Die Maschinen funktionieren. Aber das Material, die Protagonist_innen in ihrer alltäglichen Häuslichkeit begehren erst mal auf. Sie beschweren sich. Die Außerirdischen könnten sich ja auch auf die elektromagnetischen Strahlen der Familie setzen und immer mehr Kontrolle ausüben. Die Mutter achtet auf die Anschlüsse, der Vater auf den Blick in die Kamera, der Bruder auf Spannung. Sie fallen aus ihren Rollen und nehmen sie von neuem ein. Stimmungen unter Beobachtung. Die Situation wirft alle auf sich selbst zurück. Hefeteig und Staubsauger und Rasenmäher und Jogginghosen, und wieder mal die Frage nach dem Lohn für Hausarbeit. Sophie Bösker ist ein dichtes Werk zu familiären Dynamiken, zu backstage und frontstage eines Familien-Haushalts und gleichzeitig zur Rolle des involvierten Eindringlings gelungen. Die unterschwelligen Gefühle und das stumme Kauen. Pandemic insourcing, erster Lockdown, 2020. (Madeleine Bernstorff)
Jesus, Aliens! I think
2020
Österreich, Deutschland
29 min