Es gibt allerdings Unaussprechliches
Rätselhaft stehen zwei Kuben untereinander im graunebeligen Himmel, als mit dem Auftauchen eines Mannes die obere der beiden Boxen zu einer Zahnstangenzündmaschine umfunktioniert wird. Es folgt mit dem Auslösen keine Explosion, aber das Herabsinken einer schwerfälligen Kugel, die in Zeitlupe in den unteren Inkubator sinkt und unter industriellen Verarbeitungsgeräuschen eine schwarze Öffnung produziert, aus der nichts als ein gemäßigtes Grölen klingt.
Zweite Szene: Zu hören ist Meeresrauschen, doch weit und breit kein Wasser zu sehen, nur satter Wald und sanft sich im Wind wogendes gemaltes Gras, das sich vom sperrigen Himmelsaquarell in der ersten Szene abhebt. Diesmal ist der Kubus ein kugelförmiger Bunker und als aus diesem der nächste Mensch heraustritt und den Hebel nach unten betätigt, wird der Welt der Strom gezogen. Blut und Dunkelheit legen sich über die weite Landschaft, in der sich der Ausgangskubus schließlich zu einem kleinen Stück Würfelzucker wandelt, den ein silberner Löffel mit ruhigen Kreisbewegungen durch eine Tasse Kaffee wirbelt.
In Aussicht gestellt wird also die Möglichkeit der Einverleibung einer komprimierten Welt, deren Zusammensetzung jedoch vollkommen im Argen liegt. Und so ist Es gibt allerdings Unaussprechliches – basierend auf einem Gedicht – ein treffender Titel, deutet er doch die schwer zu erklärenden Phänomene an, die diesen Cut-Out-Animationsfilm von Sina Saadat und Marzieh Emadi bevölkern und Assoziationen lostreten, die von geheimnisvollen Brutstätten über Folterkabinen bis hin zur Wirkung bewusstseinserweiternder Substanzen reichen. (Melanie Letschnig)
Es gibt allerdings Unaussprechliches
2020
Österreich
4 min