Wind
„We are mad to be filming the wind; filming the impossible is what’s best in life.“ Der Traum, den Wind fassbar zu machen, bewegt Kunstschaffende schon seit Menschengedenken. Und nicht nur Joris Ivens war sich der Aussichtslosigkeit des Unterfangens vollauf bewusst. Auch Martin Putz macht sich auf in die Welt, um Menschen und Stätten des Windes zu suchen – eingedenk der Tatsache, dass nur die Dinge, die sich dem Wind in den Weg stellen, eine Ahnung davon geben können, wie er wirkt. Ohne die Reibung und Bewegung, die er verursacht, bleibt er unsichtbar.
Der Wind hat mir ein Lied erzählt … Die Wissenschaft, die Beaufortskala, kennt 13 Stimmen: von der Flaute bis zum Orkan. Aber wie lassen sich die Formen und Frequenzen der Luftbewegung bildkünstlerisch beschreiben? Framing the wind – das Einfangen, Einzäunen, Fallenstellen – wird auch immer ein Kampf gegen Windmühlen sein. Also eine Geschichte des Scheiterns? Oder eben die Geschichte eines Windfängers, der das Nichtgreifbare mit einfachen und komplexen Technologien konkretisieren will: im Windturm, am Strand, im Versuchslabor mit künstlichem Windkanal – und besonders schön im freien Feld, wo der Wind die zeichnende Hand zu führen scheint und seine eigene Wanderkarte schafft.
Man kann festhalten, was der Wind bewegt. Das Aufziehen der meterlangen Flügel des Windrads per Kran ist wie das Duell David gegen Goliath und wird so zu einem der Zentralbilder in Wind, wie auch der Flügelschlag des Falters im betörenden Wissenschaftsfilm. Thomas Machos Stimme erzählt an dieser Stelle vom Paradoxon, dass die einzige Beständigkeit im Wandel liegt, nämlich im Wind, der nicht aufhört, alles zu bewegen.
Auch der blinde Mann in Robert Franks Life Dances On möchte den Wind fotografieren. Er wird sein Bild nie bestaunen können, aber im schieren Versuch der Niederschrift von Luftbewegungen ist auch der Atem der Welt präsent. (Regina Schlagnitweit)
Wind
2021
Österreich
30 min
Dokumentarfilm
Englisch, Deutsch, Spanisch
Englisch, Deutsch