Frozen Jumper
Peter Rehbergs Track „Frozen Jumper“ setzt überfallsartig mit pulsierenden Noisetexturen an. Dazu gesellen sich auf der Bildebene zunächst in Schwarzweiß gehaltene, flimmernde, beinahe rechteckige Muster, die an die Perforationslöcher von Zelluloidfilmen erinnern und nicht zuletzt aufgrund der fehlenden geometrischen Präzision den Eindruck erwecken, prädigitalen Ursprungs zu sein. Während die Tonspur ziemlich minimalistisch weiterknattert, wird der zuckende Tanz der Muster in verschiedene warme Farben wie Gelb, Pink, Rosa, Hellgrün oder Hellblau getaucht, die in einem anderen Rhythmus und zu einer gefälligeren Musik als Signatur von psychedelisch angehauchten Retroambitionen wahrgenommen werden könnten. Ungefähr in der Mitte von Tina Franks Kurzfilm Frozen Jumper hält die Tonspur jedoch für einen Moment inne. Das Bild verlässt nochmals wie zum Atemholen die rasante Abfolge von Farben und Formen und wechselt auf Schwarzweiß. Dann türmen sich fauchende, angezerrte und teils hochfrequente Störgeräusche über die wiedereinsetzende Rhythmusstruktur, während die Bilder sich nun endgültig von ihrer – offensichtlich mit Absicht in die Irre geleiteten – Lesbarkeit als Video über das Medium Film entfernen. Die algorithmisch erzeugten, digitalen Muster mutieren und überlagern einander, stürzen als ständig mit Fehlbildungen „verunreinigter“ Bilderstrom auf das Auge der Betrachter*in ein, erinnern so tatsächlich an Phosphene, also jene nicht durch Licht, sondern durch den Druckreiz am geschlossenen Auge hervorgerufenen Lichtwahrnehmungen. Die Mustererkennung bleibt dabei, im Gegensatz zu jener durch datenverarbeitende Systeme, ohne einfach abschöpfbaren Sinn. Die Farben wirken gegen Ende eher giftig und dünnen aus, bevor der Film nach rund sechseinhalb Minuten in fiebrigen Schwarzweiß-Vibrationen endet. (Thomas Edlinger)
Audio courtesy Editions Mego, published by Mute Song, 2019.
Frozen Jumper
2020
Österreich
7 min