Die Welt ist an ihren Rändern blau
Die Welt ist an ihren Rändern blau von Christine Moderbacher und Iris Blauensteiner schaut in eine ungewisse Zukunft. Es ist ein Film über das Leben und das, was es verhindern könnte. Zwischen den Wahrnehmungsfetzen einer düsteren Gegenwart gezeichnet von Lockdowns und Bildschirmen, hört man den noch schwachen Herzschlag eines Embryos. Im Film teilt die Mutter ihre Gedanken mit dem ungeborenen Kind. Doch was kann sie ihrem Nachwuchs zeigen, welche Bilder dieser Zeit können und sollen bleiben?
Nach und nach schält sich aus der beinahe dystopischen Montage verpixelter Youtube-Videos und vertraut unwirklicher Aufnahmen aus dem Covid-Alltag eine Erzählung über innere und äußere Grenzen: die Mauer, der Eiserne Vorhang, Kontrollstaaten, Migration, die Angst. Die Erzählstimme zögert und fragt sich und damit auch ihr Kind, ob diese Grenzen in uns bleiben, selbst wenn es sie gar nicht mehr gibt. Derart verschränken die Filmemacherinnen eine Gegenwartsanalyse mit den subjektiven Empfindungen einer werdenden Mutter.
Ahnungen, dunkle Bedrohungen und Unsicherheiten kleben zwischen den Bildern des Films bis klar wird, dass auch das Baby noch ein Bild ist, ein undeutliches Ultraschallbild, dessen Körper wie ein Fremdkörper in dieser visuellen Welt erscheinen muss. In erschreckenden Sekunden wird deutlich, dass die Bilder stoppen, wenn die Herzen aufhören zu schlagen.
Am Ende ist ein Hoffnungsschimmer aus dem Rumoren und Rauschen der Bilder zu vernehmen. Die Ungewissheit, spürt man, ist kein Grund, um aufzuhören oder nicht mehr zu lieben oder kein Kind in die Welt zu bringen oder keine Bilder mehr zu machen. Sie ist eine Lebensbedingung und das titelgebende Blau an den Rändern kündet so von all dem, was noch geschehen wird. (Patrick Holzapfel)
Die Welt ist an ihren Rändern blau
2021
Österreich
14 min 30 sek
Essay, Experimental
Deutsch
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