Autumn Thoughts [Films in Progress]

Autumn Thoughts steht in einer Reihe mit Filmen Maria Lassnigs wie The Princess and the Shepherd. A Fairytale und Black Dance, in denen ebenfalls Seelenzustände durch Bewegung und Tanz ausgedrückt werden. Verloren blickt die Kamera auf einen Springbrunnen im Innenhof eines Klosters, in Nahaufnahmen treiben herabgefallene Blätter auf der Wasseroberfläche. Lassnig, selbst im steinernen Brunnenrand sitzend, ist in ein weißes Tuch gewickelt, das ihr eine altertümliche, fast leblose Erscheinung verleiht. Außerhalb des Klosters, im Wald, verwandelt sich diese Aufmachung in eine eng anliegende Zwangsjacke, die sie in ihren Bewegungen einschränkt und kaum gehen lässt. Wie ein Mischwesen aus einer klassischen griechischen Statue und einer zombifizierten Mumie, auferstanden von den Toten, stapft sie mühsam durch den Wald, hinkt und schlurft in schmutzigen weißen Turnschuhen - ein Bild für die Schwerfälligkeit des Alterns.

In der Struktur eines Duetts wechselt der Film zwischen diesen kläglichen Anblicken von Lassnig und Szenen mit einem lebhaften jungen Tänzer. Er ist das genaue Gegenteil - das Bild der blühenden Jugend. (Jocelyn Miller, Maria Lassnig. Das filmische Werk/ Filmografie [Auszug]) 

Rohschnitt: Maria Lassnig; Digitale Lichtbestimmung und Final Cut nach Anweisungen/Filmheft "Yom Kippur 1970er": Mara Mattuschka, H. W. Poschauko Tonspur: Jean Sibelius, Sinfonie Nr.7 C-Dur op.105

Digitalisierung: Österreichisches Filmmuseum. Dieser Film wurde von der Maria Lassnig Stiftung in Zusammenarbeit mit dem Österreichischen Filmmuseum gesichert und restauriert.