Nitsch [Films in Progress]
Von Anfang der 60er bis in die 90er Jahre inszenierte der Wiener Aktionskünstler Hermann Nitsch mit seinem Orgien-Mysterien-Theater knapp hundert seiner Aktionen, mehrfach auch in New York. Diese rituellen, auf die gesamte Sinneswahrnehmung abzielenden Bacchanalien beinhalteten häufig Nacktheit, Kreuzigung, Sadomasochismus, Tieropfer, Blut, Fleisch, Eingeweide, Nahrung und semireligiöses Zubehör. Lassnig fängt eine solche New Yorker Aufführung im
Mercer Arts Center in ihrer ganzen Pracht ein (...).
Diese Performance als Referenzrahmen verwendend, erfindet Lassnig ihre eigenen Aktionen: Ein Mann (ihr Nachbar Roger) wird gefilmt, wie er steif am Boden liegt, in einer Pose, die Kultbilder des Märtyrertums wie etwa Hans Holbeins Der Leichnam Christi im Grabe evoziert, oder dabei, wie er eine Gasmaske anlegt, eine Anspielung an den Vietnamkrieg, der zum Zeitpunkt der Dreharbeiten noch im Gange war. Lassnigs Bilder überlagern Szenen von Nitschs Ritualen und Aktionen, aber auch von Künstlern, die sie in ihrem Atelier besuchen und in geselliger Runde um den Tisch sitzen. Durch Doppelbelichtungen bringt sich Lassnig selbst in die Aktion von geballter Intensität ein: Wie ein ritueller Kommentar taucht ihr zusammengekauerter nackter Körper in kurzen Sequenzen auf. (Jocelyn Miller)
Rohschnitt: Maria Lassnig Digitale Lichtbestimmung und Final Cut in Übereinstimmung mit Maria Lassnigs originalem Schnittkonzept: H. W. Poschauko und Mara Mattuschka
Digitalisierung: Österreichisches Filmmuseum. Dieser Film wurde von der Maria Lassnig Stiftung in Zusammenarbeit mit dem Österreichischen Filmmuseum gesichert und restauriert.
Nitsch [Films in Progress]
1972
k.A.
5 min