Stories from the Sea

Kapitäne, Schiffsköche, Matrosen. Entdecker, Weltumsegler, Piraten. Jahrhundertelang wurde das Meer als maskuliner Expansionsraum wahrgenommen: Auf Schiffen wuchsen Männer in die Weite. Das Genrekino – von Moby Dick bis Captain Blood – sah die Sache genauso.

In Jola Wieczoreks Dokumentarfilm Stories from the Sea ist alles anders. Hier begeben sich Frauen auf große Fahrt, blicken nachdenklich auf die stürmische See, berechnen Routen, führen das Ruder, raffen die Segel, setzen den Anker und holen ihn ein. Der Film beobachtet ihre Bewegungen an Bord. Und während die Wellen gehen und der Schiffsboden schwankt, bleibt Serafin Spitzers Kamera im Hintergrund, souverän und ruhig.
Jede der Frauen hat ihren eigenen Grund, das Meer zu bereisen: Jessica ist als Auszubildende schon monatelang auf dem Frachtschiff „Joanna Borchard“ unterwegs. Das Mittelmeer hat sie dreißigmal überquert.
Amparo, eine lebenslustige Pensionistin, reist als Passagierin auf einem Kreuzfahrtschiff. Früher hat sie solche Fahrten mit ihren Ehemännern unternommen. Heute ist sie allein unter Paaren. Auf die fröhliche Teilnahme an den Bordveranstaltungen folgt die Melancholie beim Abschminken in der Kabine.
Bianca, Federica, Anna, Armina und Dorottya nehmen an einem Segeltörn zur Völkerverständigung teil. Das Team ist international. Man kocht und isst gemeinsam, lernt von der professionellen Skipperin Kommandos, diskutiert die Flüchtlingssituation vor Lampedusa.

Und immer wieder blicken alle aufs Meer. Bei Tag, bei Nacht, dunkelgrau, gezeichnet von Gischt. Hier trifft die Sehnsucht auf den Alltag. Heute Karaoke-Singen mit den philippinischen Matrosen, morgen Fernsehen nach Dienstschluss. An Bord sein. Dienst tun. Anpacken. Entscheidungen treffen. Sich gegen den Wind stemmen. Frauenbilder in Schwarzweiß. Fast, als hätte es sie immer schon gegeben. (Maya McKechneay)

Trailer
Orig. Titel
Stories from the Sea
Jahr
2021
Land
Österreich
Länge
86 min
Kategorie
Dokumentarfilm
Orig. Sprache
Deutsch, Mandinka, Spanisch, Tagalog, Italienisch
Untertitel
Englisch, Deutsch, Italienisch
Credits
Regie
Jola Wieczorek
Drehbuch
Jola Wieczorek
Kamera
Serafin Spitzer
Komponist*in
Julia Kent
Ton
Benedikt Palier, Nora Czamler, Eva Hausberger
Schnitt
Rubén Rocha
Sound Design
Nora Czamler
Tonmischung
Bernhard Maisch, Tremens Film Soundstudios
Schnittberatung
Niels Pagh Andersen, Anne Fabini
Produktion
Fahrenheit Films
Produzent*in
Jola Wieczorek
Produktionsleitung
Hanne Lassl
Mit Unterstützung von
Land Oberösterreich, Bundesministerium für Kunst, Kultur, öffentlicher Dienst und Sport / Federal Ministry for Arts, Culture, the Civil Service and Sport
Verfügbare Formate
DCP 2K flat (Distributionskopie)
Bildformat
1:1,85
Tonformat
5.1 surround
Bildfrequenz
25 fps
Farbformat
s/w
Festivals (Auswahl)
2021
Viennale - Vienna Int. Film Festival
2022
Ortigia - Film Festival
Murcia - IBAFF Ibn Arabi Festival Internacional de Cine de Murcia
Wien - ethnocineca. International Documentary Film Festival Vienna
Graz - Diagonale, Festival des österreichischen Films
Ulju (Korea) – Mountain Film Festival
Saarbrücken - Filmfestival Max Ophüls Preis (Preis für Beste Musik in einem Dokumentarfilm, Julia Kent)
Linz - Crossing Europe Film Festival (Local Artists Award)
2023
Palermo - Sole Luna Doc Film Festival (Beste Filmmusik & Bestes Sounddesign)