Good Life Deal

"Tschüß für immer." sagt er beim Verlassen der Wohnung. Gerhard ist Frührentner, eine mysteriöse Krankheit beeinträchtigt ihn in seiner Mobilität. Die Wohnung in Wien verkauft er, zieht nach Chiang Mai, zu seiner Freundin Amy, einer Taxifahrerin. Er lebt dort mit ihr und ihrer Familie, das Geld, das von der aufgelösten Existenz geblieben ist, soll ein Haus finanzieren. Amy eröffnet einen Laden für Silberwaren. Vielleicht finden die Ärzt*innen in Thailand einen Weg der Heilung. Ein gutes Leben, im zweiten Akt. Das könnte der Deal sein.

Samira Ghahremanis präzise, niemals insistierende Beobachtung kartiert eine globalisierte Beziehung die von prekären Tauschverhältnissen durchwirkt ist: das Bild erfasst die materiellen und immateriellen Zirkulationen. Die österreichische Wohnung und das Haus in Thailand. Gerhards Geschenke, und Amys Gesten der Zuneigung. Gerhards schwankende Vitalität und Amys Geschäftigkeit.

Eine Veränderung der Konjunktur bemerkt Gerhard, nachdem er für Amy einen Mercedes anschafft: fortan scheint sie sich zu entziehen. Erst Besuch aus Österreich läßt ihn den Schritt zu Nachforschungen über die für den Hauskauf gedachten Zahlungen anstellen und bringt unangenehme Erkenntnisse. Als Gerhard, schon auf dem Boden der Tatsachen angekommen, mit einem Kind über die Beschaffenheit des Mond spricht, wirkt das wie ein Echo eines früheren verspielten Disputs mit Amy ob im Mond nun ein Mann oder ein Hase wohne. Das träumerische Register ist abhanden gekommen.

"Es gibt viele Wahrheiten," sagt Gerhard am Beginn einmal, als seine und Amys Erzählung über die Geschichte ihrer Beziehung nicht ganz in Deckung zu bringen sind. GOOD LIFE DEAL portraitiert seine, und läßt dabei - was keine kleine dokumentarische Kunst ist - eine Lücke, im Bewusstsein, dass es noch andere gibt. (Sebastian Markt)


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Gerhard, ein Österreicher, ist all in gegangen: Wohnung und Konten sind aufgelöst, alles für Amy, eine Thailänderin, mit der er sich eine gemeinsame Zukunft aufbauen will. Samira Ghahremani begleitet ihn in die neue Heimat und dokumentiert eine Art Transfusion: Während bei Amy alle Zeichen auf Expansion stehen, wirkt Gerhard immer leerer und rückt zusehends aus ihrem Blickfeld. Romanze und Krimi beginnen sich zu verquicken. (Diagonale 2022/ cw)

Trailer
Orig. Titel
Good Life Deal
Jahr
2022
Land
Österreich
Länge
73 min
Kategorie
Dokumentarfilm
Orig. Sprache
Deutsch, Englisch, Thai
Untertitel
Englisch
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Credits
Regie
Samira Ghahremani
Konzept
Samira Ghahremani
Kamera
Samira Ghahremani
Musik
Lukas Lützow
Schnitt
Esther Fischer
Sound Design
Matthias Ermert, Viktoria Grohs
Produzent*in
Samira Ghahremani, Gwendolyn Meisinger
Mit Unterstützung von
Bundesministerium für Kunst, Kultur, öffentlicher Dienst und Sport / Federal Ministry for Arts, Culture, the Civil Service and Sport, Wien Kultur MA 7, Filmakademie Wien
Verfügbare Formate
DCP 2K flat (Distributionskopie)
Bildformat
1:1,85
Tonformat
5.1 surround
Bildfrequenz
25 fps
Farbformat
Farbe
Festivals (Auswahl)
2022
Graz - Diagonale, Festival des österreichischen Films
2023
Perm - IDFF „Flahertiana“
Wien - ethnocineca. International Documentary Film Festival Vienna
München - Int. Dokumentarfilmfestival
Mexico - DocMX Festival Internacional de Cine Documental
Bad Aibling - Nonfiktionale
Saarbrücken - Filmfestival Max Ophüls Preis (Bester Dokumentarfilm)
Wels (AUT) - Female Tracks Women Film Festival