2551.02 - The Orgy of the Damned
Es gibt keine Tabus im grotesken Underground-Universum der 2551-Saga, die alle Grenzen überschreitet, vor allem diejenigen des guten Geschmacks. Pfaffenbichler und seinen kongenialen Mitarbeitern gelingt es mit No-Budget-Einfallsreichtum, die Punk-Haltung eines echten unabhängigen Kinos wiederzubeleben.
Die wahnwitzige Geschichte über den Mann in der Affenmaske auf seiner Odyssee durch den Foltergarten der abartigen Lüste geht weiter. Norbert Pfaffenbichlers 2551.02 – Orgy of the Damned ist der zweite Teil einer geplanten Trilogie und macht genau dort weiter, wo 2551.01 das verblüffte Publikum nach Fortsetzung lechzend zurück ließ. Wie bei allen guten Sequels muss man aber den Vorgängerfilm nicht gesehen zu haben, um vom zweiten Teil mitgerissen zu werden. Insbesondere wenn man Slapstick-Gewalt, kranken Sex und tiefschwarzen Humor zu schätzen weiß. Schon das erste Bild zeigt eine nackte Gestalt, deren Penis sich überraschenderweise in eine Vagina zurückzieht: eine Ankündigung, dass man eine fantastische Welt betritt, in der Konventionen keine Bedeutung haben. Es gibt keine Tabus im grotesken Underground-Universum der 2551-Saga, die alle Grenzen überschreitet, vor allem diejenigen des guten Geschmacks.
Pfaffenbichler und seinen kongenialen Mitarbeitern gelingt es mit No-Budget-Einfallsreichtum, die Punk-Haltung eines echten unabhängigen Kinos wiederzubeleben: In dieser verrückten Wunderwelt tragen alle bizarre Masken und die Gesellschaft hat sich in ein unterirdisches Höhlenreich zurückgezogen, das mit Liebe zum obszönen Detail ausgestattet ist. Es braucht keine Worte, um den Schmerz des namenlosen Protagonisten auszudrücken, der auf der Suche nach einem verlorenen Kind (die Beziehung zwischen den beiden ist eine freie Perversion von Chaplins Stummfilmklassiker The Kid) dieses umnachtete Niemandsland durchquert. Während ihn von einem Pestdoktor befehligte Polizeitrupps verfolgen und eine geheimnisvolle Lady mehrfach seinen Weg kreuzt, wird der unglückselige (Anti-)Held von atemberaubender Musik und enthusiastisch übertriebenem Schauspiel vorwärts getragen, nur um wiederholt k.o. geschlagen zu werden, insbesondere von der Frau seiner Träume.
Unter den hingebungsvoll choreografierten Szenenfolgen sind ein „ultimate fighting contest“ mit höllischen Wrestlern (als Watschentanz zu Elektrobeats inszeniert), eine Schlägerei in einer Bar, die abgeschnittene Finger als Snacks serviert und eine tour de force durch einen universalen Fleischmarkt, wo jede Form der sexuellen Entgrenzung zu haben ist. Wenn ein verträumtes Zwischenspiel (unterlegt mit Henry Purcells „Cold Song“) endlich eine Vision heilsamer Vereinigung verspricht, endet sie unweigerlich mit dem money shot eines schlaffen Penisses, der Maden ejakuliert. Orgy of The Damned löst das (sonst meist leere) Versprechen ein, Dinge zu zeigen, die man nie zuvor gesehen hat. Sogar die eigene Kotze starrt einem ins Gesicht zurück. Wahrscheinlich, weil sie es auch nicht erwarten kann, 2551.03 zu sehen.
(Christoph Huber)
2551.02 - The Orgy of the Damned
2023
Österreich
82 min