NYC RGB

Von New York wurden so viele Bilder gemacht, dass in Bildern kaum noch etwas über New York zum Ausdruck zu bringen wäre, wohl aber über die Bildhaftigkeit von New York. Das wäre einer der verworren klaren Gedanken, die mir beim sehenden Gleiten durch Raum und Zeit in Viktoria Schmids NYC RGB unvermittelt in den Sinn kommt. Die rund sieben Minuten des Films versammeln Blicke von einer Atelierwohnung im 20. Stock auf Manhattan – geradeaus zum Horizont, steil nach unten auf benachbarte Dächer und in die Häuserschluchten, nach oben in die Wolken und in allen Winkeln dazwischen –, und auf das Gebäude selbst – den Nachbarbalkon, die Lichtreflexe und Schatten im Innen. Tatsächlich aber ist jede Einstellung nicht ein Blick, sondern das Bild dreier Blicke, die hintereinander geworfen wurden, während der immer gleiche Filmstreifen mit einem je anderen Farbfilter vor der Linse – zuerst rot, dann grün, dann blau – durch die Kamera lief (NYC RGB ist Teil einer Reihe von Arbeiten, bei denen sich Schmid mit historischen Farbfilmverfahren beschäftigt). Das führt zum einen dazu, dass die starren Linien der Gebäude und Straßen, das Raster der Stadt an Schärfe verliert und zugleich all jenes, das in dem Raster in Bewegung ist – das Licht, die Schatten, die Menschen, die Autos, die Wolken – in den drei Farben buchstäblich „aufgefächert“ wird. Alles, was lebt, sich bewegt und atmet, tritt farbig und verdreifacht aus den starren Strukturen hervor. Die Stadt wird zu dem, was sie ist – starr, unbeweglich, rigide und doch der Background für dieses Leben, sein Rahmen.

NYC RGB bringt mich in eine sehende – und, entlang des Soundtracks aus Field Recordings und synthetisch-sphärischen Dreiklängen von Liew Niyomkarn, auch hörende – Ekstase im Blick auf den „concrete jungle where dreams are made of“ (Alicia Keys): Nicht aber, wie Rem Koolhaas es vorgeschlagen hat, als eine „ecstasy about architecture“, sondern als eine, die durch die Architektur des analogen Films die Bewegungen inmitten der Stasis, die Zeitlichkeiten jenseits des starren Raums, das Pulsieren der Stadt als Licht und Farbe spürbar macht. (Alejandro Bachmann)

Trailer
Orig. Titel
NYC RGB
Jahr
2023
Länder
Österreich, USA
Länge
7 min
Kategorie
Experimental
Orig. Sprache
Kein Dialog
Credits
Regie
Viktoria Schmid
Kamera
Viktoria Schmid
Schnitt
Viktoria Schmid
Sound Design
Liew Niyomkarn
Tonaufnahmen
Viktoria Schmid
Mit Unterstützung von
Land Niederösterreich, Bundesministerium für Kunst, Kultur, öffentlicher Dienst und Sport / Federal Ministry for Arts, Culture, the Civil Service and Sport
Verfügbare Formate
16 mm (Distributionskopie)
DCP 2K flat (Distributionskopie)
Bildformat
1:1,33
Tonformat
5.1 surround
Farbformat
Farbe
Festivals (Auswahl)
2023
Graz - Diagonale, Festival des österreichischen Films
Victoria - Antimatter Underground Film Festival
Valdivia Int. Film Festival
Montréal - Festival du Nouveau Cinéma
Santiago de Compostela - Curtocircuito
Vancouver - Int. Film Festival
Bristol - Encounters Short Film Festival
Toronto - Int. Film Festival/ Wavelengths
Edinburgh - International Film Festival
Wien - VIS Vienna Shorts (Österreichischen Kurzfilmpreis)
New York - Prismatic Ground Festival for experimental documentary
Zagreb - Int. Film Festival
Cork - IndieCork Film Festival
Duisburg - Filmwoche - doxs! kino
New York - Light Matter Experimental Film and Media Arts Festival
Uppsala - Int. Short Film Festival
2024
Seattle - SIFF, Seattle International Film Festival
Taipei - ba̍k-nih-á film festival
St.Petersburg - Message of Man Festival
Richmond - International Film Festival
Gyeonggi-do - DMZ DOCS, International Documentary Film Festival, Demilitarized Zone, South Korea
Birmingham - Flatpack Festival (WTF AWARD!)
Sydney/Melbourne - Static Vision
Dresden - Filmfest
Barcelona - LA INESPERADA
Braunschweig - Internationales Filmfestival