The Other Way Around
Der Titel stapelt tief: The Other Way Around. Was nach einer harmlosen Umkehrung der Vorzeichen klingt, gerät in Anna Vasofs kinematografischer Welt zu einer Verkehrung der gesellschaftspolitischen Verhältnisse, wie wir sie kennen. Subversion tarnt sich mit Leichtigkeit und Witz. Harmlos ist hier gar nichts. Um ihre filmische Revision zu beschreiben, reichen Vasof fünf Worte: „Acts against the proper way“. Ein Aufruf zur Revolution, gelassen ausgesprochen. Denn mit „proper“ wird bestenfalls sanft angedeutet, welchen Umwälzungen und Gegenreden Vasof eine Bühne baut. Ihre künstlerischen Interventionen drehen das Denken der Moderne auf Links. Die Illusionsmaschine Kino entpuppt sich für dieses visionäre Unterfangen als „partner in crime“ par excellence.
Das Interesse der „Objekt- und Medienmanagerin“ (Drehli Robnik) gilt gesellschaftlichen Zuschreibungssystemen, der Affordanz der Dinge. In The Other Way Around komponiert Vasof Neu-Anordnungen möglicher Beziehungsweisen zwischen Mensch und Maschine, Objekten und Tieren – eine Art Dehnungsübung für unsere Vorstellungskraft und jene Muskeln, die das Kino zu trainieren hilft. Das ist meistens ziemlich lustig und öfter noch ernster als einem lieb. Es spricht etwa einiges für ihr Gedankenexperiment, dass demnächst ein Streamingdienst uns ausschalten wird und nicht umgekehrt. Augenzwinkernd überarbeitet Anna Vasof die eingeübten Platzanweisungen und erprobt immer wieder die Umverteilung von Un-Sinn. Das kann – und sollte – man unbedingt goutieren. Aber ohne dabei zu vergessen, dass wir kurz davor sind, als Angel am Fisch zu enden und nicht umgekehrt. Was für ein Bild für das Grab, das sich der Mensch geschaufelt hat. Was bleibt, ist die Hoffnung, die in der Arbeit von Anna Vasof nicht unterschlagen wird: Dass es uns möglich ist, den Spieß umzudrehen und konsequent das Andere zu denken; das, was es heißen könnte, von der gegebenen Ordnung „nicht dermaßen regiert zu werden“. (Gudrun Sommer)
The Other Way Around
2024
Österreich, Griechenland
7 min 20 sek