Becoming Outline

"In Becoming Outline sind die 18 Grundrisse der Wohnungen, in denen ich gelebt habe, als Filmkulisse und rot gesteckter Umriss auf einer Wiese, Eins zu Eins, zu sehen - ein räumlicher Lebenslauf, der fragmentarisch das Erwachsenwerden thematisiert. Was bedeutet es, 'im Nachteil zu sein' und aus einer ökonomisch kapitalschwachen, patriarchalen und kulturell ungebildeten Familie mit Migrations-'Vordergrund‘ zu kommen? Was heißt das Wort 'Selbstermächtigung' und wie lässt sich so eine Geschichte filmisch erzählen? Mein Experiment eines konzeptionellen Coming-of-Age Films.“ (Regie-Statement)

Das Feld und das Zuhause seien in der klassischen Anthropologie getrennte Erkenntnissphären, heißt es zu Beginn von Miriam Bajtalas Becoming Outline. In der forschenden Konfrontation mit der eigenen (Familien-)Geschichte aber fällt beides ineinander - Distanz und Vertrautheit, Objektivität und Verwoben-Sein, rationales Verstehen und affektive Betroffenheit. Entlang der Räume, die die Künstlerin in der Slowakei, Österreich, Kanada und Zentralamerika bewohnt hat, unternimmt der Film den Versuch einer produktiven Auseinandersetzung, der Übersetzung eines subjektiv erfahrenen Lebens in eine künstlerische Form, in der – wie uns die die Tonspur bewohnende Erzählerin/Forscherin am Ende erläutert – „die Zerrissenheit Erfahrung wird“.

Ohne das Persönlichste zur Nabelschau des Privaten und Innersten werden zu lassen, entwirft Becoming Outline eine filmische Form, die die Dimensionen Klasse, Nation, Geschlecht als Elemente des eigenen Erlebens, der persönlichen Sozialisation, der eigenen Konstitution beschreibt. Diesen diskursiven, politischen, historischen Räumen stellt der Film das Werden eines eigenen, freieren „room of one’s own“ (Viginia Woolf) entgegen. Film und Performance, Bilder und Stimmen, Fiktion und Dokument, die Zeichen und Affekte greifen dabei nahtlos ineinander und verweben so Wohnungen mit Sporthallen, Grenzposten mit Hotels, Lehrer*innenzimmer mit Autor*innenräumen, um sie immer wieder zurück auf ein buchstäbliches Feld zu führen und dort neu anzuordnen. Die Begegnung mit dieser Form ließe sich als involvierte/involvierende Abstraktion beschreiben, die das Einfühlen nur so weit einfordert, dass es den Spielraum der Übertragung auf das eigene Leben für den*die Betrachter*in nicht verunmöglicht. (Alejandro Bachmann)

Orig. Titel
Becoming Outline
Jahr
2024
Land
Österreich
Länge
70 min
Kategorie
Hybrid
Orig. Sprache
Deutsch
Untertitel
Englisch
Credits
Regie
Miriam Bajtala
Drehbuch
Miriam Bajtala
Kamera
Marianne Borowiec
Musik
Tumido, Nitro Mahalia, Rashim
Sound
Andreas Hamza
Schnitt
Miriam Bajtala
Sound Design
David Almeida Ribeiro
Darsteller*in
Anna Kohler Frauenlob, Lotta Bösch, Matilda Lurf, Isabella Lurf, Jona Moro, Gwendolin Kovacic, Katrin Kröncke, Anat Stainberg, Thomas Hörl, u.a. / et al.
Mit Unterstützung von
Bundesministerium für Kunst, Kultur, öffentlicher Dienst und Sport / Federal Ministry for Arts, Culture, the Civil Service and Sport, Wien Kultur MA 7, Land Niederösterreich, Otto Mauer Fonds
Komposition
Stefan Németh
Verfügbare Formate
DCP 2K flat (Distributionskopie)
Bildformat
16:9
Tonformat
5.1 surround
Bildfrequenz
25 fps
Farbformat
Farbe