Avec la 4e Division Marocaine de Montagne

Ein Stern verewigt in einer Felswand nebst der Ill. In der Überlagerung von Textfragmenten, archivalischen Artefakten und historischen Karten erschließt sich ein von der von der Anwesenheit und den Spuren einer antifaschistischen und antikolonialen marokkanischen Division geprägter Blick auf die Stadt Feldkirch, der die dominante Erzählung der Befreiungsgeschichte vom nationalsozialistischen Regime und der darauffolgenden französischen Besatzungszeit in Vorarlberg ausdifferenziert und herausfordert.  

Im Schatten der französischen Flagge, war die 4ieme division marocaine de la montagne von 1943 bis 1946 am Feldzug gegen den Faschismus und somit an der Befreiung Korsikas, Italiens und Österreichs beteiligt. Von Marrakesch über Casablanca, über Marseilles, Korsika und Rom nach Feldkirch.  

Fotografien der Einheit unter dem römischen Triumphbogen nach der Befreiung Roms. Fahrten entlang des Flusses. Fragmentierte Spuren im Archiv, Erzählungen, Erinnerungen und vereinzelten Studioportraits der Soldaten. Im Fels der Ill entsteht ein Pentagramm, das einzig selbstbestimmte (mittlerweile von Unbekannten rot übermalte) Denkmal der Division. Die Geschichte eines Brückenbaus. 1946 wird die marokkanische Division durch eine französische ausgetauscht und aufgelöst “Le Blanchisment”. Die Leben und komplexen Realitäten der am Anfang desselben Jahres geborenen Besatzungs- oder Befreiungskinder lassen sich jedoch nicht so einfach ausbleichen, ausblenden und zeugen von Anwesenheiten und historischen Verstrickungen.

In der Erzählung bestimmt die französische Befreiung und Besatzung das Vorarlberger Erinnern, die 4ieme Division bleibt vage in im Gedächtnis. Ein spezifischer Ort wird fassbar, das Zeichen im Stein symbolisch manifest. Es eröffnet sich ein komplexes politisches Gefüge an über Jahrhunderte gesponnen brüchigen Narrativen von Freiheit, Unabhängigkeit und Befreiung, die über festgeschriebene Zeitlichkeiten hinweg begreifbar werden. (Djamila Grandits)