Sparschwein

Bei dem Wort Sparschwein denkt man meist an einen kleinen Gegenstand mit einem Spalt, in den man Kleingeld stecken kann. Wenn man das Geld wieder braucht, muss man das Schwein „schlachten“. Die vielen Metaphern, die in diesem Wort stecken, werden von Christoph Schwarz in seinem gleichnamigen Film auf die Spitze getrieben. Er macht sich selbst zum (moralischen) Sparschwein. Nicht nur, weil er zu Beginn beiläufig zugibt, für seinen 40. Geburtstag das Sparbuch der Tochter geplündert zu haben. Er geht noch um einiges weiter, nämlich bis an den Rand der Veruntreuung. Als Schwarz, bisher bekannt für „selbstverliebte Kurzfilme“, vom ORF 90.000 Euro für eine Dokumentation bekommt, gibt er das Geld für ein Haus im Waldviertel aus, das exakt so viel kostet, und das sich seine Frau Michaela so dringend wünscht. Einen Film muss er allerdings trotzdem abgeben. Der muss nun logischerweise ein No-Budget-Film sein. Schwarz erfindet dazu ein passendes Thema: er will sich selbst dabei filmen, wie er ein Jahr lang in einen Geldstreik tritt. Ein Jahr lang will er mit dem, worum sich alles dreht, nichts zu tun haben. Wenn die Familie in Kärnten Urlaub macht, kommt er zu Fuß nach. Dies nur als Beispiel für die vielen Fragen, die sich bei seinem Experiment stellen. Gleich zu Beginn gibt sich der Film Sparschwein als Mockumentary zu erkennen – also als ein Experiment mit dem Dokumentarischen, auch als eine Satire (zum Beispiel auf die Themenfindung beim ORF). Die Satire wird allerdings unvermutet ernst dort, wo Schwarz sich eigentlich über sich selbst lustig zu machen versucht: der „Schnorrer“ wird zum Klimaaktivisten, der frivole Geldstreik verwandelt sich in vielfältige Aktivitäten for future, und in dieser Rolle des Agierens und Agitierens gegen den Weltuntergang lauert am Horizont als reale Möglichkeit auch die Verzweiflung. Schwarz setzt dann aber doch auf Witz gegen den Ökozid, in einem Film der tausend Ebenen und Ideen. (Bert Rebhandl)


 


Filmemacher Christoph Schwarz ist pleite. Zum Glück kommt ein Angebot vom ORF. Aber will Schwarz tatsächlich seinen Selbstversuch als Klimaaktivist dokumentieren? Wäre es nicht besser, das Langzeitexperiment kapitalismuskritisch neu auszurichten und für das Filmbudget heimlich das ersehnte Wochenendhaus zu kaufen? Ein selbstironischer Film über Doppelmoral, der auf spielerisch-humorvolle Weise zeigt, dass die Probleme, die man aus dem Weg räumt, oft kleiner sind als jene neuen, die man sich dabei macht. (Diagonale Katalog 2024)

Trailer
Orig. Titel
Sparschwein
Jahr
2024
Land
Österreich
Länge
97 min
Kategorie
Hybrid
Orig. Sprache
Deutsch
Untertitel
Englische Sprachversion, Englisch
Downloads
Sparschwein (1) (Bild)
Christoph Schwarz
Sparschwein (2) (Bild)
Jana Madzigon
Sparschwein (3) (Bild)
Christoph Schwarz
Credits
Regie
Christoph Schwarz
Kamera
Georg Glück, Marie-Therese Zumtobel, Lukas Schöffel, Sonja Aufderklamm, Christian Schwab
Schnitt
Christian Schwab
Sound Design
Matthias Peyker
Mischung
Wolfgang Lehmann
Farbkorrektur
Daniel Hollerweger
Produktion
ARGE Schwarz
Darsteller*in
Robert Stadlober, Judith Revers, David Sonnenbaum, Georg Glück, Hanna Schwarz, Rosa Schwarz, Rafael Haider, Catalina Molina, Lisa Weber, Ani Gülgün Mayr
Produzent*in
Christoph Schwarz
Artwork
Stefanie Hilgarth
Verfügbare Formate
DCP 2K Full (Distributionskopie)
Bildformat
2048x1080
Tonformat
Dolby 5.1.
Bildfrequenz
25 fps
Farbformat
Farbe
Digital File (prores, h264) (Distributionskopie)
Festivals (Auswahl)
2024
Kassel Dokumentarfilm & Videofestival
Hof - Internationale Filmtage (Hofer Kritiker Preis – Produktion)
Graz - Diagonale, Festival des österreichischen Films