A Seed Is Planted

A Seed is Planted lässt die Betrachter:innen eintauchen in die Stofflichkeit strömender, ineinanderfließender und auseinanderdriftender Formen, pulsierender Oberflächen und polarisierter Lichtbrechungen. Auf mysteriöse Weise entstehen komplexe Feldstrukturen, bevor sie wieder zerfallen oder Interferenzen bilden. Tanzende Tropfen kristallisieren sich aus schweren, spiegelnden Flüssigkeiten, nur um sich im nächsten Moment aufzulösen und zu zerfließen.  

Der Experimentalfilm ist eine Hommage an Flüssigkristalle. Unterlegt von Stefan Némeths atmosphärischem Sound und einem poetisch-theoretischen Vortrag, der Auszüge aus Esther Leslies Buch Liquid Crystals: The Science and Art of a Fluid Form enthält, widmet sich Gregor Eldarb der Visualisierung dieses technischen Phänomens. Mithilfe der eingängigen, KI-generierten Stimme des Schriftstellers Kenneth Patchen (1911-1972) und in faszinierenden Bildern entfesselt er das Wesen einer Substanz, die aus dem Zusammenspiel von an sich gegensätzlichen Eigenschaften des Fluiden und Kristallinen resultiert. Gelenkt von unsichtbaren, an- und abschwellenden Kräften entstehen mannigfaltige Formationen. Aus deren andauernder Re-Formulierung und Metamorphose entwickelt der Film seinen Sog.  

Obwohl die Bilder mittels einer analogen, experimentellen Versuchsanordnung generiert wurden, dringt der Film tief in den Kern unserer digitalisierten Welt ein. Flüssigkristalle begegnen uns im Alltag nahezu überall durch ihren Einsatz in Flachbildschirmen und Computern. Sie sind somit elementare Bausteine in der Erzeugung von Bildern und prägen unsere Wahrnehmung und Sichtweise auf die Welt. So gelesen ist der Film eine Reise in das Innere des Screens. Er zeigt uns diese nicht nur als Träger von Informationen und Träumen, sondern vielmehr als eine sich konstant wandelnde, auf bizarre Weise äußerst autonome und lebendig wirkende Materie. (Annette Südbeck)