Weiße Bänder
Zunächst als kleine Rinnsale, die sich zunehmend zu verzweigen und verbreitern beginnen, mäandert eine weiße Flüssigkeit langsam talabwärts. Über alpine Felsen, dann Wiesen, wuchern sie kontinuierlich bis hinunter in eine Siedlung. Zu Beginn wirken sie meditativ-poetisch, verstärkt auch durch die begleitenden Fließgeräusche. Zunehmend jedoch entwickelt sich bei fortlaufender Betrachtung das Gefühl von etwas Unheimlichem, Bedrohlichem.
Mit Weiße Bänder ist die Videoarbeit betitelt, die 2024 während eines Artist-in-Residence Aufenthalts in Telfs-Buchen/Tirol entstanden ist. Sie nimmt Bezug auf die in den letzten Jahren vermehrt angelegten künstlichen Schneebänder in den Alpen, mit denen trotz des Schneemangels Schipisten imaginiert werden und skurrile, ja absurde Natureindrücke evozieren. Wider besseres Wissen wird aus ökonomischer Gier und mit enormen Kosten gegen die Natur gehandelt und deren Zerstörung damit noch beschleunigt. Auch hier wird das Spannungsfeld zwischen Natur, Mensch und Zivilisation thematisiert, das sich durch das gesamte, noch junge, aber bereits vielgestaltige Werk von Michael Heindl zieht. Es geht um „den Wiedersprüchen und Paradoxien menschlichen Handelns“, die „aus einer fortschreitenden Entfremdung“ entstanden sind, wie der Künstler selbst seinen Fokus beschreibt.
Michael Heindl arbeitet dabei nicht plakativ, sondern subtil und formal in situ, indem er, auf die jeweiligen Thematiken eingehend, seine Verfahrensweisen und Medienmöglichkeiten adäquat entwickelt. Es geht um ein Sondieren und auch um eine permanente Selbstreflexion in und mit seinem künstlerischen Handeln. (Carl Aigner)
Weiße Bänder
2025
Österreich
5 min