Diamond & Narcissus
„A human does not arrive in the world as a blank slate. It carries within its very being the history of its ancestors.“
Dieser gemeinsame Kurzfilm von Negin Rezaie und Barbara Wolfram ist nicht nur ein Kommentar zur Protestwelle, die den Iran nach der Ermordung von Zhina Mahsa Amini im September 2022 erfasste. Er ist auch eine Aufarbeitung und gegenseitige Bezeugung von gemeinsam explorierten Familiengeschichten und schmerzlichen Erfahrungen, die in die Gegenwart hineinreichen. Von der daraus hervorgegangenen Bewegung, deren Slogan ژن، ژیان، ئازادی – Jin, Jiyan, Azadî – Frau, Leben, Freiheit lautet, und einer damit verbundenen individuellen Erfahrung erzählt der Film kursorisch in elliptischen und poetischen Bildern. Er erforscht, wie sich generationelles Trauma unauslöschlich in die Psychen und Körper der Menschen einschreibt. Erfahrungen von Gewalt wirken über Generationen hinweg nach, überdauern als Signale des Unbewussten und werden weitergegeben. Der Film stellt die Frage: Wie können wir aus einer Vergangenheit, die von Schmerz und Traumata gezeichnet ist, eine freiere, hoffnungsvollere Zukunft erschaffen?
Ein Signal, eine blinkende Lampe in einem leeren Saal. Zwei bloße Füße im Sand. „I see time how it flows away without me“, sagt die Stimme einer Frau. Zwei Frauen – Mutter und Tochter, vielleicht Schwestern – treten ins Bild. Sie verkörpern eine Ahnung von Freiheit, von Wut, von Protest, und von Solidarität. Eine Erinnerung. „No echo for the screams here.“ Narzissen, so sagt man, blühen am Eingang zur Unterwelt.
Dieser kurze Film ist ein eindringliches Gedicht – ein Fragment, Bruchstück, ein Mosaik, Nachhall des kollektiven Unbewussten: wir sind nicht alleine. Eine andere Zukunft ist möglich. (Constanze Ruhm)
Diamond & Narcissus - الماس و نرگس
2025
Österreich
8 min
Experimental
Farsi
Englisch