Challenges of a solitary mind

Forschen Schritts eröffnet ein Schneckenkörper mit schicken Stiefeln den Film und etabliert so ab dem ersten Moment schon die bezeichnendsten Charaktereigenschaften des Schnecks: Hart und zart zugleich, Haus immer mit, in sich verschlossen und offen in einem, gern in Bewegung, wenn auch langsamer als andere Lebewesen – und selbst diese Einschätzung ist ja nur Ergebnis eines zu relativierenden Vergleichs. (Ein sehr lustiger Witz geht so: Was sagt die Schnecke, wenn sie auf der laufenden Schildkröte sitzt? – „Hui!“)

Astrid Rothaugs Animationsfilm Challenges of a solitary mind handelt von einer Protagonistin, die klassische Alltagssituationen erlebt: Großfamilienessen, Party, Büroarbeit, Me-Time, Verliebtheit und das Erkennen eines Gleichgesinnten. All dies hält Astrid Rothaug mit klarem schwarzem Strich und sparsam eingesetzten Farbakzenten fest, der Sound legt sich in die Spur der Ereignisse und unterstreicht die Stimmung, die von gut über anstrengend bis zu bedrohlich reicht. Und je nachdem, ob das Bedürfnis der Alltagsheldin in Richtung Schutz oder Exaltiertheit mündet, wird das Schneckengehäuse mit einem klangvollen Geräusch übergestülpt oder zurückgefächert. Es liegt allein im Ermessen der Protagonistin zu entscheiden, ob sie kalkpanzert oder nicht. Die Assoziation zu Hans Christian Andersens Märchen „Die Schnecke und der Rosenstock“ drängt sich auf, in dem der Autor erzählt, wie erstere und zweiterer in friedlicher Koexistenz philosophische Ansichten über ihr Sein austauschen. Der Busch muss immer Blüten austreiben und dementsprechend aus sich herauskommen, anders die unter ihm hausende Schnecke, „[...] die hatte vieles in sich, sie hatte sich selbst.“ Wie das titelgebende solitary mind des Films. Beruhigend. (Melanie Letschnig)

Orig. Titel
Challenges of a solitary mind
Jahr
2025
Land
Österreich
Länge
3 min
Kategorie
Animation
Orig. Sprache
Kein Dialog
Credits
Regie
Astrid Rothaug
Konzept
Astrid Rothaug
Musik
Ken Rischard
Sound Design
Ken Rischard
Animation
Astrid Rothaug
Produktion
Astrid Rothaug
Stimme
Markus Lindenhofer, Margret Rothaug, Astrid Rothaug
Mit Unterstützung von
Stadt Wien Kultur
Verfügbare Formate
DCP 2K flat (Distributionskopie)
Bildformat
1:1,78
Tonformat
Stereo
Farbformat
Farbe