Currents And Orders
In der frühen Menschheitsgeschichte dienten Höhlen als Kultstätten, sie galten als Tore in andere Welten, Orte des Ursprungs und der Transformation. Currents And Orders reaktiviert den Mythos mit der Inszenierung eines magischen Rituals, der Schauplatz ist eine über Jahrtausende, durch geologische Prozesse geformte Gesteinswelt. Betörende Klänge, Gesang und die beschwörenden Bewegungen eines geheimnisvollen Trios verbinden sich dabei mit der hypnotischen Kraft der Analogbilder.
Lichtreflexe, glühende Farben, die gleichsam feuchten wie verkarsteten Texturen des Steins, das Arrangenment von Durchblicken, Auf- und Abtritten: Antoinette Zwirchmayer bespielt die Höhlenarchitektur mit ihren Gängen, Spalten und Kammern wie eine Bühne – und öffnet dabei den Assoziationsraum zum Körperinneren. „I constantly change“ singt Teresa Rotschopf mit sirenenhafter Stimme. Ist es der Stein, der spricht?
Mit magischen Kreisen, Kutten, Masken, rotierenden Fackeln und einem Vollmond in tiefschwarzer Nacht reaktiviert Zwirchmayers Höhlenmesse eine Ikonographie des Okkulten. Die in hummerfarbene Gewänder gekleideten Grottenwandlerinnen erinnern an Hohepriesterinnen, ihr Tanz scheint einer höheren Ordnung zu folgen und kommuniziert zugleich mit der anders-als-menschlichen Welt. Gebärden rezitieren die öffnenden Bewegungen einer Knospe und das Flügelschlagen einer Fledermaus. Und wenn die Figuren gleichsam wie Orgelpfeifen im Höhlenraum angeordnet stehen, ist es zur Stalakmiten-Werdung nicht weit.
Man kann bei Currents And Orders an das platonische Höhlengleichnis denken, auch die „Magick“ des Undergroundkino-Magiers Kenneth Anger schwingt mit, zeigt sich hier jedoch gänzlich undämonisch. Ein filmisches Mantra über die Unendlichkeit der Metamorphose, empfindsam und zugewandt. (Esther Buss)
Currents And Orders
2025
Österreich
11 min